Schließen
Suchen & Finden

Guido Schikore – Kulturpilot mit Herz

Guido Schikore möchte Kindern neue Horizonte eröffnen. Als Kulturpilot der Bildungskampagne „Kinder beflügeln“ ermöglicht er sozial benachteiligten Schüler*innen Bildungserlebnisse, die Neugier und Kreativität befördern.

Er wurde in Wermelskirchen, Nordrhein-Westfalen, geboren. Nach seiner Zeit als Soldat bei der Bundeswehr zog es ihn zunächst nach Leipzig. Dort absolvierte er von 2008 bis 2012 sein Schauspielstudium an der Hochschule für Musik und Theater “Felix Mendelssohn Bartholdy”. Er schloss als Diplom-Schauspieler mit Auszeichnung ab. Heute arbeitet er leidenschaftlich als Schauspieler für Fernsehen und Theater sowie als Schauspieldozent.

Die Chance, im Leben das zu tun, was einen wirklich erfüllt, ist ein Privileg. Schikore möchte, dass Kinder diese Möglichkeit erhalten. Dafür brauchen sie Orientierung und Unterstützung. Als Kulturpilot führt er Schüler*innen an Kunst, Geschichte, Wissenschaft und Philosophie heran. „Einige Kinder kennen Museen nur von außen – die Begeisterung ist riesig, wenn wir gemeinsam hineingehen“, erzählt er. Besonders eindrucksvoll fand er eine Diskussion zum Mauerfall im Museum Haus am Checkpoint Charlie, bei der Kinder kreative Fluchtideen entwickelten – vom Graben eines Tunnels bis zum Tragen von Harry Potters Tarnumhang.

Von Rabauken zu Zuhörern

Die Veränderung bei den Kindern ist spürbar. „Manche entwickeln sich von lauten Rabauken zu aufmerksamen Zuhörern“, berichtet Guido Schikore. Ohne Noten trauen sich Kinder mehr zu. Gerne denkt er zurück an Vorlesestunden bei den Kulturpiloten: „Kinder, denen nie zuvor vorgelesen wurde, hingen an unseren Lippen.“

In den Kulturpiloten-Staffeln Kalliope und Klio erleben Kinder Wissenschaft und Geschichte spielerisch. „Wir nehmen ihnen die Angst vor diesen großen Begriffen und zeigen, dass man kein Professor sein muss, um diese Themen zu entdecken und zu verstehen – denn Wissenschaft und Philosophie sind überall.“ Die Kinder erkunden Geschichte durch Fragen: „Was war vorher hier? Was könnte noch entstehen?“ Dabei dokumentieren sie ihre eigenen Erlebnisse.

Mentor und Freund

Neben seinem Engagement bei den Kulturpiloten engagiert sich Guido Schikore als Mentor im Rahmen der Ingeborg Dauß Stiftung.  Dabei begleitet und unterstützt er ehrenamtlich den Stipendiaten  Abubaker Khan auf dessen Weg zum Abitur. „Ich wollte nicht, dass ein vielversprechender Bildungsweg an ungünstigen Rahmenbedingungen scheitert“, sagt Schikore. Heute verbindet Guido und Abubaker eine generationenübergreifende Freundschaft. „Abu kann mich immer anrufen – ob für schulische oder alltägliche Fragen.“

Ob als Kulturpilot oder Mentor – Guido Schikore möchte Kinder und Jugendliche dazu motivieren, sich auszuprobieren: „Die Neugier, die wir mit kreativen Ansätzen bei Kindern entfachen können, ist unbezahlbar.“

Sylvia Habermann – Auf der Suche nach Held*innen

Sylvia Habermann lädt Kids ein, eigene Stärken und Talente zu entdecken – abseits von schulischen Erwartungen oder familiären Zuschreibungen. Als Kulturpilotin der Bildungskampagne “Kinder beflügeln” schafft sie kreative Räume, in denen Kinder Mut fassen, Fragen stellen und sich weiterentwickeln können.

Sylvia Habermann wurde 1972 in Wermelskirchen geboren und hat 1998 in Mainz Schauspiel studiert. Heute lebt sie in Berlin. Nach ihrer Rolle in der beliebten Serie „Gute Zeiten, schlechte Zeiten” im Jahr 2006 hat sie sich wieder mehr dem Theater gewidmet. Seit über zehn Jahren arbeitet sie an Projekten, die Theater neu denken – offen und experimentell, um Kunst für alle zugänglicher zu machen. Neben dem Schauspiel schreibt sie auch eigene Texte.

Bei den Kulturpiloten steht jede Staffel für eine der neun griechischen Musen. Habermann leitet die Staffel Polyhymnia. Dabei beschäftigt sie sich mit der Frage, was einen Menschen oder ein Wesen zu einem Helden macht. „Bei Polyhymnia dreht sich alles um außergewöhnliche Fähigkeiten, um etwas, das größer sein könnte als wir selbst. Könnte auch ich eine Heldin sein? Solche Fragen regen nicht nur die Fantasie an, sondern auch das Nachdenken.“

Berlin durch die Augen von Kindern sehen

Ein persönliches Highlight für Sylvia Habermann sind die Spaziergänge durch Berlin: „Wenn ich die Stadt durch die Augen der Kinder sehe, entdecke ich sie ganz neu. Ihre Beobachtungen sind oft lustig und manchmal tiefgründig. Das lässt mich staunen.“ Sie glaubt, dass die Kinder vom Kulturpiloten-Projekt in vielerlei Hinsicht profitieren: „Ein großer Vorteil ist, dass sie sich außerhalb von Schule und Zuhause ausdrücken können. In unserer Gruppe entdecken sie neue Seiten an sich und ihren Mitschüler*innen.“
Beim gemeinsamen Spielen, Zeichnen oder Rätseln blühen die Schüler*innen kreativ auf. „Sie bringen mutig ihre Gedanken, ihren Humor und ihre Gefühle ein. Über die Zeit sieht man, wie sie mehr Vertrauen in sich selbst gewinnen“, erzählt Habermann.

Wie Kinder zu Forschenden werden

Besonders beeindruckt Habermann, dass die gemeinsamen Ausflüge die Neugier der Kinder regelmäßig neu entfachen. Bei einem Besuch des Open-Air-Mauermuseums an der Bernauer Straße erklärte sie, warum die Berliner Mauer gebaut wurde: „Die Kinder hatten viele Fragen. Sie waren richtig wissbegierig und wollten wissen, wie Geschichte entsteht. Sie wollten verstehen, wie alles zusammenhängt und wo sie herkommen. Es war spannend zu sehen, wie interessiert sie waren. So sind wir dann weiter durch die Ausstellung gegangen und das Fragen hörte nicht auf.“
 

Heiko Fischer - Staunen, Spielen, Stadt entdecken

Heiko Fischer, geboren 1965 im nordfriesischen Niebüll, ist ein Schauspieler mit einem weiten künstlerischen Spektrum – von Boulevardkomödien über Musical bis hin zu Fernsehdramen. Doch jenseits der Scheinwerferbühnen gibt es eine Rolle, die ihm besonders am Herzen liegt: die des Kulturpiloten im Rahmen der Bildungskampagne „Kinder beflügeln“.

In dem Projekt „Kulturpiloten“ geht es darum, sozial benachteiligten Kindern kulturelle Bildung auf Augenhöhe zu ermöglichen – niedrigschwellig, erfahrungsorientiert und mit viel Herz. Heiko Fischer begleitet als erwachsener Kulturpilot für die Staffeln Thalia und Erato Kindergruppen auf kulturellen Entdeckungsreisen durch Berlin.

Entdecken statt Pauken

Fischer bringt den kleinen Kulturpilot*innen die Welt der griechischen Mythologie nicht im klassischen Unterrichtsstil näher. Zwar werden die Musen vorgestellt, doch die eigentliche Erweiterung des Weltbildes geschieht im Tun: durch Theater, kreative Gestaltung, Stadterkundungen und durch das gemeinsame Erleben von Kultur. Die Schüler*innen besuchen Museen, entdecken Denkmäler und erleben dabei mehr als nur Bildung: Sie erfahren Selbstwirksamkeit, Vertrauen und Zugehörigkeit.

„Mit jedem Ausflug – sei es zum Atze Theater oder zur Ausstellung Berlin Global – wird die Lebenswelt der Kinder größer!“ Mit diesem Satz fasst Fischer zusammen, worum es ihm geht: Kultur nicht als elitäres Bildungsziel zu vermitteln, sondern als Türöffner zu einer größeren Welt.

Mit einem kindlichen Blick auf die Stadt

Heiko Fischers berufliche Heimat ist die Bühne – 19 Theater hat er bereits bespielt, auch Film- und Fernseharbeiten wie im „Tatort“, bei „Türkisch für Anfänger“ oder „Großstadtrevier“ zählen zu seinem Repertoire. Doch sein Engagement bei den Kulturpiloten öffnet ihm selbst immer wieder neue Perspektiven: „Ich beobachte die Kinder, wie sie sich mit einer neugierigen Unbedarftheit und mit offenem Blick durch die Stadt bewegen. Das inspiriert mich als Schauspieler besonders – der kindliche Blick auf die Dinge!“

Mit jeder Staffel entsteht eine neue, kleine Gemeinschaft. Die Kinder erleben, was es heißt, gesehen zu werden, sie bekommen Zeit ohne große Einschränkungen – ein seltener Zustand im oft hektischen Schul- oder Familienalltag. In Gruppen von maximal zehn Teilnehmenden entstehen Vertrauen und Respekt. Die Schüler*innen lernen, sich selbst und andere einzuschätzen, bekommen Raum, kreativ zu sein oder sich einfach treiben zu lassen. Eindrücklich beschreibt Fischer etwa den gemeinsamen Aufstieg zur Spitze der Siegessäule – eine Herausforderung, die viele zunächst mit Angst, Lustlosigkeit oder Skepsis angehen, letztlich aber fast alle meistern.

„Igitt!“ wird zu „Aha!“

Ob Graffiti-Arbeiten aus Joghurt, Moos und Wasser („Igittigitt!“), Schreib- und Bastelaktionen im eigenen Staffelheft oder Ausflüge in unbekannte Regionen der Stadt – das Projekt Kulturpiloten macht Bildung erlebbar. Gelernt wird ganz nebenbei. Und Fischer ist dabei kein Lehrer, sondern ein mitfühlender Begleiter, ein Zuhörer, ein Mutmacher.
Als Vater, Nordseeliebhaber und Bühnenmensch bringt er eine Mischung aus Empathie, Kreativität, Neugier und Humor mit. All das macht ihn zu einem Kulturpiloten, der nicht nur den Kindern, sondern auch sich selbst neue Horizonte eröffnet.