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Was ist ein geplanter Kaiserschnitt?
Ein geplanter Kaiserschnitt ist eine Geburt, bei der das Baby nicht vaginal, sondern operativ durch einen Schnitt in die Bauchdecke und die Gebärmutter entbunden wird. Anders als bei unvorhergesehenen Kaiserschnitten, die sich aus der Geburtssituationen ergeben, wird ein geplanter Kaiserschnitt im Voraus entschieden und in der Regel nach der 39. Schwangerschaftswoche durchgeführt. Es wird also nicht darauf gewartet, dass die Geburt mit Wehen startet, sondern der Entbindungstag und die Uhrzeit werden gemeinsam mit unserem Fachpersonal im Vorfeld festgelegt.
Die Kliniken der Geburtshilfe in der Johannesstift Diakonie im Evangelischen Waldkrankenhaus Spandau, Martin Luther Krankenhaus in Charlottenburg und Evangelischen Krankenhaus Paul Gerhardt Stift in Wittenberg bieten werdenden Eltern bei Wunsch oder Indikation für einen geplanten Kaiserschnitt eine individuelle Geburtsplanung durch eine*n Oberärzt*in in der vorgeburtlichen Sprechstunde. In der Sprechstunde werden alle Modalitäten, der Ablauf und das Anästhesieverfahren der geplanten Kaiserschnittgeburt besprochen. Zudem kann die werdende Mutter Wünsche äußern, Fragen stellen und besprechen, wer sie zur Geburt begleiten wird. Sie kann wählen, ob Musik erwünscht ist, ob der Sichtschutz zwischen Kopf und Bauch ab einem bestimmten Zeitpunkt der OP abgesenkt werden soll und ob das Baby direkt nach dem Kaiserschnitt auf ihre Brust gelegt werden soll. Das Stillen direkt im OP oder das Füttern von Kolostrum wird geplant, ebenso wer die Nabelschnur durchtrennen möchte. Zusätzlich zu der individuellen Beratung können Schwangere eine psychologische Mitbetreuung durch unser psychologisch geschultes Fachpersonal wahrnehmen.
Unter welchen Umständen wird ein geplanter Kaiserschnitt empfohlen?
Ein geplanter Kaiserschnitt wird empfohlen, wenn eine medizinische Indikation vorliegt und eine vaginale Geburt für Mutter und/oder Kind entweder lebensbedrohlich ist oder Risiken birgt. Es erfolgt eine individuelle Nutzen-Risiko-Abwägung der verschiedenen Geburtsarten durch das ärztliche Personal, bevor eine Entscheidung getroffen wird.
Es gibt einige wichtige Gründe, die einen Kaiserschnitt notwendig machen.
- Querlage des Kindes
- drohende Uterusruptur
- nach drei Kaiserschnitten in der Vorgeschichte
- vorzeitige Ablösung der Plazenta
- Plazentaimplantationsstörungen, Fehllage des Mutterkuchens vor dem Muttermund (Plazenta praevia)
- Nabelschnurvorfall
- Drillinge
- Monoamniale Zwillinge
- bestimmte Schwangerschaftserkrankungen (schwere Präeklampsie, schweres HELLP-Syndrom)
- Infektionen der Fruchthöhle (Amnioninfektionssyndrom) oder Gebärmutter
- bestimmte mütterliche Vorerkrankungen
- bestimmte kindliche Erkrankungen oder Fehlbildungen des Kindes
Ein Wunsch-Kaiserschnitt ist ebenfalls ein geplanter Kaiserschnitt. In dem Fall bestehen keine medizinische Notwendigkeit für den Eingriff, sondern persönliche Gründe. Diese können vielfältig sein: Geburtsängste, Sorge um Geburtsverletzungen, traumatische vorangegangene Geburtserlebnisse oder Missbrauchserfahrungen.
Wie wird der Termin für einen geplanten Kaiserschnitt festgelegt?
Unsere Teams der Geburtshilfe entscheiden gemeinsam mit den Eltern, wann die Geburt stattfinden soll und berechnen vorab den Kaiserschnitt-Termin. In der Regel legt unser Fachpersonal, sofern keine dringlichen Gründe für einen früheren Zeitpunkt vorliegen, den Termin für den geplanten Kaiserschnitt so nah wie möglich an den errechneten Entbindungstermin. Dieser sollte, wenn möglich, nicht vor der vollendeten 38. Schwangerschaftswoche, also 39+0 SSW durchgeführt werden. Damit soll sichergestellt werden, dass das Baby ausreichend reif ist, um das Risiko für Anpassungsstörungen so gering wie möglich zu halten.
Sollte es eine medizinische Indikation geben, bei der ein Einsetzen der Wehentätigkeit ausgeschlossen werden muss, wird der geplante Kaiserschnitt auf einen früheren Termin ab 37+0 SSW gelegt.
Sollten die Wehen vor dem geplanten Termin einsetzen, wird der geplante Kaiserschnitt vorgezogen.
Was sind die Vorteile eines geplanten Kaiserschnitts?
Die Vorteile ergeben sich aus der medizinischen Indikation. Ein geplanter Kaiserschnitt wird nur empfohlen, wenn das Risiko bei einer vaginalen Geburt für die Mutter oder das Kind größer ist. Bei bestimmten medizinischen Problemen, wie z.B. einer Plazenta praevia, kann ein geplanter Kaiserschnitt die sicherste Option für Mutter und Kind sein. In einigen Fällen kann ein geplanter Kaiserschnitt das Risiko von Schädigungen für das Baby und die Mutter verringern, insbesondere wenn es medizinische Gründe gibt, die eine vaginale Geburt riskant machen.
Welche Risiken und Komplikationen sind mit einem geplanten Kaiserschnitt verbunden?
Ein Kaiserschnitt – egal ob geplant oder ungeplant – ist ein operativer Eingriff, der immer mit Risiken für die Mutter und das Kind verbunden ist. Die Risiken bei einem geplanten Kaiserschnitt sind für die Mutter fast identisch mit denen eines ungeplanten Kaiserschnittes. Wie bei jeder Operation besteht ein erhöhtes Risiko für Wundinfektion, Thrombosen, Embolien, Blutungen und Verwachsungen im Narbenbereich. Zusätzlich erhöht sich die Gefahr von Komplikationen in Folgeschwangerschaften.
Für die Kinder ist der geplante Kaiserschnitt ebenfalls mit Risiken und Komplikationen verbunden. Bei einem geplanten Kaiserschnitt ist die Mutter in der Regel wehenfrei. Den Kindern fehlen daher bestimmte Stoffwechsel- und Anpassungsprozesse, die ein Wehenbeginn im kindlichen Körper auslöst. Daher haben diese Neugeborenen ein etwas größeres Risiko für Anpassungsstörungen, auch wenn sie in Terminnähe geholt werden.
Bei allen Kaiserschnitten fehlen zusätzlich der Kontakt des Babys mit der mütterlichen Vaginalflora und die Exposition mit den Bakterien der Mutter. Diese fehlende Exposition hat Auswirkungen auf die Entwicklung des Mikrobioms des Neugeborenen. Das hat wiederum Auswirkungen auf die Immunentwicklung des Kindes und erhöht das Risiko für bestimmte gesundheitliche Probleme (Allergien, asthmatische Erkrankungen, Diabetes).
Wie läuft ein geplanter Kaiserschnitt ab?
Bei einem geplanten wie auch ungeplanten Kaiserschnitt versucht unser professionelles Team der Geburtshilfe eine ruhige Atmosphäre und ein positives Geburtserlebnis zu schaffen.
Bei einem geplanten Kaiserschnitt kommt die Schwangere nüchtern zum Termin (Flüssigkeitsaufnahme ist erlaubt). Im Operationssaal wird die Narkose eingeleitet. In der Regel ist es die Spinalanästhesie, damit die Mutter die Geburt miterleben kann. In seltenen Fällen ist eine Vollnarkose notwendig. Es werden Überwachungsgeräte für Blutdruck und Sauerstoff angeschlossen, ein Blasenkatheter gelegt und eine Infusion zur Stabilisierung des Kreislaufs gegeben. Eine Begleitperson kann in der Regel dabei sein und am Kopfende des OP-Tisches sitzen. Der OP-Bereich wird mit einem Sichtschutz auf Brusthöhe der Frau abgetrennt und der Bauch mit sterilen Tüchern abgedeckt. Während des Eingriffs betreuen ärztliche und pflegerische Fachkräfte die Mutter und klären die Schwangere über alle Handgriffe auf.
Unser*e Ärzt*in macht kurz über dem Schambein einen Hautschnitt und eröffnet die oberste Schicht der Bauchdecke. Bei der Eröffnung der Bauchdecke verwenden unsere Ärzt*innen besonders schonende Verfahren, um so wenig wie möglich Gewebe zu verletzten. Weitere Gewebeschichten werden mit den Fingern aufgedehnt.
Durch den Schnitt in der Gebärmutter wird das Kind auf die Welt geholt. Die Frau spürt Drücken und Ziehen, aber keine Schmerzen. Die Geburt des Babys dauert meist nur wenige Sekunden bis Minuten, der gesamte Eingriff ca. 30 Minuten.
Wenn nichts dagegen spricht, kann die Nabelschnur für einige Minuten auspulsieren, da Neugeborene davon profitieren. Die Mutter oder Begleitperson können die Nabelschnur dann auf Wunsch selbst durchtrennen. Die Plazenta wird entfernt und die Operationswunde geschlossen. In der Zeit kann das Baby auf die Brust der Mutter gelegt werden. Der Hautkontakt direkt nach der Geburt hilft dem Neugeborenen, sich sicher und geborgen zu fühlen und sich an die neue Situation zu gewöhnen. Im direkt daneben liegenden Kinderzimmer findet ein kurzer Check statt und dann kommt das Baby zurück zur Mutter oder Begleitperson. Unser Team fördert das Stillen bereits nach der Geburt oder die Mutter kann bei Wunsch Kolostrum füttern. Zur Nachgeburtsperiode wird die Familie in den normalen Kreißsaal überführt, in dem für zwei Stunden – wie nach einer vaginalen Geburt – gekuschelt, gebondet und gestillt werden kann.
Wie kann sich die Mutter auf einen geplanten Kaiserschnitt emotional und mental vorbereiten?
Die emotionale und mentale Vorbereitung auf einen Kaiserschnitt ist genauso wichtig wie die physische Vorbereitung. In unserer ärztlichen Sprechstunde bespricht unser Fachpersonal gemeinsam mit der Mutter die Gründe, den Ablauf und die Risiken für den geplanten Kaiserschnitt. Die Frau hat ein Mitspracherecht bei vielen Geburtsmodalitäten des geplanten Kaiserschnittes. So kann gemeinsam ein individueller Geburtsplan entwickelt werden, in dem Rahmen, Lichtverhältnisse, Musik etc. besprochen werden. Bei Bedarf kann die Schwangere von unserem psychologisch geschulten Personal psychologisch mitbetreut werden. Dabei werden in zusätzlichen Sprechstundenterminen Geburtsängste und Sorgen besprochen.
Welche Art der Schmerzlinderung wird nach einem geplanten Kaiserschnitt angeboten?
Unsere Schmerztherapeut*innen haben ein explizit für Kaiserschnitte entwickeltes Schmerzkonzept ausgearbeitet, welches individuell angepasst ist an Allergien und die Situation der Frau. In der Regel wird unter der Geburt die Spinalanästhesie verwendet, deren Wirkung nach ungefähr vier bis sechs Stunden nachlässt. Noch während der OP wird ein lokales Betäubungsmittel in den Wundspalt gegeben, welches gegen den Wundschmerz wirkt. Nach der Operation erhält die Frau im Operationssaal Schmerzzäpfchen mit dem Wirkstoff Ibuprofen oder Diclofenac und Paracetamol wird als Infusion verabreicht. Diese Mittel sind mit dem Stillen vereinbar. Bei Bedarf können auch Zusatzmedikamente, wie Oxycodon oder Morphin, die hochanalgetisch potent sind, gegeben werden. Die rasche Mobilisation ist auch ein Teil des Schmerzkonzeptes. Je schneller sich eine Frau nach einem Kaiserschnitt bewegt, desto schneller ist ihre Genesung.
Wie sieht der Erholungsprozess nach einem geplanten Kaiserschnitt aus?
Der Erholungsprozess nach einem geplanten Kaiserschnitt kann in mehrere Phasen unterteilt werden. Der unmittelbare post-Operationsschmerz lässt schnell nach, wird in den ersten Tagen aber durch unser Schmerzkonzept unterstützt. Spätestens am Tag nach dem Kaiserschnitt können die Mütter mit etwas Hilfestellung schon aufstehen. Auch wenn das erste Aufstehen meist mühevoll und etwas schmerzhaft ist, empfiehlt unser Team der Geburtshilfe den Frauen, so schnell wie möglich den Kreislauf wieder in Schwung zu bringen. So können Komplikationen wie Thrombosen verhindert werden. Die unmittelbare Wundheilung am Schnitt dauert fünf bis zehn Tage. Nach 24 Stunden ist die Wunde schon bakteriendicht abgeheilt und die Frau kann duschen, muss sich darüber hinaus aber schonen. Im Wochenbett heilt die Narbe an der Gebärmutter, die Frau sollte es weiterhin vermeiden, schwer zu heben und sich schonen. Das Durchheilen der Kaiserschnittnarbe dauert ungefähr neun Monate. Es ist ratsam, im ersten Jahr nach dem Kaiserschnitt nicht erneut schwanger zu werden, um Risiken zu meiden.
Wie lange dauert der Krankenhausaufenthalt nach einem geplanten Kaiserschnitt?
Der Aufenthalt in unseren Geburtskliniken dauert in der Regel bis zur U2-Untersuchung des Neugeborenen an. Diese findet 72 Stunden nach der Geburt statt. Sollte es keine Komplikationen geben, kann die Familie dann nach Hause gehen.
Wie wirkt sich ein geplanter Kaiserschnitt auf zukünftige Schwangerschaften und Geburten aus?
Abhängig vom Grund für den geplanten Kaiserschnitt können Frauen zukünftig vaginal entbinden oder nicht. Allerding bleibt nach einer Schnittgeburt eine Narbe an der Gebärmutter zurück, egal wie gut diese durchgeheilt ist. Dadurch wird die Gebärmutter geschwächt und die Frau hat, im Verhältnis zu den Frauen mit vaginaler Geburt, für immer ein höheres Risiko für eine Uterusruptur (Riss in der Gebärmutter). Zudem steigt das Risiko, dass sich die Plazenta falsch einnistet (in der Narbe, im Muttermund, zu tief in der Gebärmutterwand) mit jedem Kaiserschnitt an.
Es ist notwendig, dem Heilungsprozess genügend Zeit zu geben, bevor die Gebärmutter erneut dem schwangerschaftsbedingten Wachstum ausgesetzt wird. Dieses Zeitintervall beträgt mindestens ein Jahr.
Anmeldung zur Geburt
Stadtrandstraße 555
13589 Berlin
Caspar-Theyß-Straße 27-31
14193 Berlin
Paul-Gerhardt-Straße 42-45
06886 Lutherstadt Wittenberg