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Was ist ein Kunstherz und wie funktioniert es?
Ein Kunstherz ist ein mechanisches Gerät, das die Pumpfunktion des Herzens unterstützt oder ersetzt, wenn das natürliche Herz eines Menschen nicht mehr ausreichend arbeitet. Ein häufig verwendetes Kunstherz ist das LVAD (Left Ventricular Assist Device). Dieses Gerät wird in die linke Herzkammer implantiert und hilft, das Blut aus dem Herzen in den Körper zu pumpen: Das LVAD entlastet das Herz und verbessert die Durchblutung und Sauerstoffversorgung wichtiger Organe. Die Lebensqualität und die Lebenserwartung von Patient*innenen mit fortgeschrittener Herzschwäche, der sogenannten Herzinsuffizienz, können so gesteigert werden.
Das Kunstherz funktioniert über eine Pumpe, die durch ein externes Steuergerät und Batterien angetrieben wird. Diese externe Einheit wird außerhalb des Körpers getragen und ist über ein Kabel mit der Pumpe verbunden. Ein Kunstherz kann dauerhaft eingesetzt werden oder als Übergangslösung dienen, bis ein Spenderherz für eine Transplantation zur Verfügung steht.
Welche Arten von Kunstherzen gibt es?
Es gibt verschiedene Arten von Kunstherzen, die je nach Bedarf des*der Patient*in eingesetzt werden. Die wichtigsten Typen sind:
- LVAD (Left Ventricular Assist Device) unterstützt die linke Herzkammer, indem es das Blut in den Körper pumpt und ist die am häufigsten verwendete Form eines Kunstherzens.
- RVAD (Right Ventricular Assist Device) unterstützt die rechte Herzkammer, die das Blut in die Lunge pumpt, um es mit Sauerstoff anzureichern.
- BiVAD (Biventricular Assist Device) unterstützt beide Herzkammern gleichzeitig und wird eingesetzt, wenn sowohl die linke als auch die rechte Herzkammer geschwächt sind.
- Total Artificial Heart (TAH) ersetzt das gesamte Herz und übernimmt die Funktion beider Herzkammern. Dieses künstliche Herz wird vor allem bei Patient*innen eingesetzt, deren Herz vollständig versagt hat und keine Transplantation möglich ist.
Jedes dieser Kunstherzen hat spezifische Anwendungsbereiche und wird individuell an den Zustand des*der Patient*in angepasst.
In welchen Fällen wird ein Kunstherz implantiert?
Die Implantation eines Kunstherzens kommt in der Regel infrage, wenn die Herzinsuffizienz so weit fortgeschritten ist, dass herkömmliche Behandlungen nicht mehr ausreichen. Es gibt verschiedene Gründe, warum ein Kunstherz notwendig sein kann:
- Endstadium der Herzinsuffizienz: Wenn das Herz trotz medikamentöser Therapie nicht mehr in der Lage ist, den Körper ausreichend mit Blut zu versorgen.
- Brücke zur Transplantation: Ein Kunstherz kann die Zeit überbrücken, bis ein geeignetes Spenderherz für eine Herztransplantation verfügbar ist.
- Dauerhafte Therapie: Wenn eine Herztransplantation nicht in Frage kommt, kann ein Kunstherz als langfristige Lösung eingesetzt werden, um das Leben zu verlängern und die Lebensqualität zu verbessern.
- Akutes Herzversagen: Bei einem plötzlichen, schwerwiegenden Herzversagen kann ein Kunstherz eingesetzt werden, um die Herzfunktion zu stabilisieren.
Für wen ein Kunstherz infrage kommt
Ein Kunstherz ist für Patient*innen geeignet, die an schwerer Herzschwäche leiden und deren Herzfunktion trotz intensiver Behandlung nicht ausreicht. Auch Patienten, die für eine Transplantation nicht infrage kommen, sei es aufgrund von Alter, Begleiterkrankungen oder dem Fehlen eines Spenderherzens, können von einem Kunstherz profitieren. Wichtig ist jedoch eine umfassende Bewertung durch ein medizinisches Team, das feststellen kann, ob der*die Patient*in sowohl körperlich als auch psychisch in der Lage ist, mit einem Kunstherzen zu leben.
Umfassende Diagnostik
Die Notwendigkeit für ein Kunstherz wird anhand umfassender diagnostischer Untersuchungen festgestellt. Ein interdisziplinäres Team aus Kardiolog*innen, Herzchirurg*innen und weiteren Spezialist*innen entscheidet gemeinsam, ob ein Kunstherz die beste Option ist. Dabei werden die Schwere der Herzinsuffizienz, das Vorliegen anderer Erkrankungen und die individuelle Prognose des*der Patient*in berücksichtigt.
Zu den Untersuchungen gehören:
- Echokardiogramm: Eine Ultraschalluntersuchung des Herzens beurteilt die Pumpfunktion und die Struktur des Herzens.
- Herzkatheteruntersuchung: Hiermit lassen sich die Durchblutung und der Druck in den Herzkammern messen.
- Bluttests: Sie dienen dazu, den allgemeinen Gesundheitszustand zu überprüfen und mögliche Kontraindikationen, also Gründe, die gegen den Einsatz eines Kunstherzes sprechen, auszuschließen.
- Psychologische Bewertung: So soll sichergestellt werden, dass der*die Patient*in die psychischen und emotionalen Herausforderungen des Lebens mit einem Kunstherz bewältigen kann.
Die Ergebnisse dieser Untersuchungen helfen dabei, die beste Behandlungsmethode zu bestimmen.
Schritte nach der Implantation eines Kunstherzes
Ist ein Kunstherz die richtige Wahl, erfolgt die Operation unter Vollnarkose in einem spezialisierten Herz-Zentrum. Die Implantation eines Kunstherzens ist eine komplexe Operation, die mehrere Stunden dauert. Nach dem Eingriff folgt eine intensive Überwachungs- und Erholungsphase, die mehrere Wochen im Krankenhaus dauern kann.
Während dieser Zeit lernen die Patient*innen den Umgang mit dem externen Steuergerät und den Batterien, die das Kunstherz antreiben. Es ist wichtig, dass Patient*innen und ihre Angehörigen gut geschult werden, um mit den Herausforderungen des täglichen Lebens mit einem Kunstherz zurechtzukommen.
Risiken und Komplikationen einer Implantation
Wie bei jeder Operation gibt es auch bei der Implantation eines Kunstherzens Risiken. Zu den möglichen Komplikationen gehören:
- Infektionen: Sie können besonders an der Stelle entstehen, an der das Kabel durch die Haut tritt.
- Blutgerinnsel: Diese können durch die mechanische Pumpe entstehen und das Risiko eines Schlaganfalls erhöhen.
- Blutungen: Die Einnahme von Blutverdünnern soll das Risiko von Gerinnseln verringern, kann jedoch Blutungen begünstigen.
- Technische Probleme: Hierzu zählen beispielsweise mechanische Ausfälle des Geräts oder der Batterien.
Trotz dieser Risiken kann ein Kunstherz die Lebensqualität erheblich verbessern und die Überlebenschancen bei schwerer Herzinsuffizienz erhöhen.
Einschränkungen im Alltag
Das Leben mit einem Kunstherz erfordert einige Anpassungen im Alltag. Die Patient*innen müssen das externe Steuergerät und die Batterien stets bei sich tragen. Das Kabel, das die externe Einheit mit der Pumpe verbindet, muss sorgfältig gepflegt werden, um Infektionen zu vermeiden. Zudem sollten Patient*innen physische Aktivitäten mit ihre*r Kardiolog*in abstimmen und sich langsam an ein neues Maß an Belastung gewöhnen.
Viele Patient*innen können nach der Eingewöhnung ein relativ normales Leben führen, einschließlich Autofahren und leichter körperlicher Aktivität. Jedoch gibt es einige Einschränkungen, wie die Vermeidung von Wasseraktivitäten, da das externe Steuergerät nicht nass werden darf.
Überwachung und Wartung
Ein Kunstherz erfordert eine geregelte medizinische Nachsorge. Das Gerät muss regelmäßig überprüft werden, um sicherzustellen, dass es korrekt funktioniert. Auch die Batterie muss regelmäßig aufgeladen und ausgetauscht werden, um den ununterbrochenen Betrieb des Kunstherzens zu gewährleisten.
Patient*innen sollten eng mit ihre*r Kardiolog*in und dem spezialisierten Pflegeteam zusammenarbeiten, um eine optimale Betreuung zu gewährleisten. Regelmäßige Besuche in der Klinik sind unerlässlich, um den Zustand des Kunstherzens und die Gesundheit des*der Patient*in zu überwachen.
Lebensdauer und Haltbarkeit
Die Lebensdauer eines Kunstherzens hängt von verschiedenen Faktoren ab, darunter das Modell und der allgemeine Gesundheitszustand des*der Patient*in. Moderne Kunstherzen sind darauf ausgelegt, mehrere Jahre zu funktionieren. Durch sorgfältige Pflege und regelmäßige Nachsorge kann die Haltbarkeit maximiert werden.
Medikamente und Ernährung
Patient*innen mit einem Kunstherz müssen lebenslang Medikamente einnehmen, darunter Blutverdünner, um das Risiko von Blutgerinnseln zu minimieren. Auch andere Medikamente zur Unterstützung der Herzfunktion können erforderlich sein. Eine ausgewogene und herzgesunde Ernährung ist ebenfalls wichtig, um den Blutdruck zu kontrollieren und das Herz zu entlasten. Eine salzarme Diät wird oft empfohlen.
Kosten und Finanzierung
Die Kosten für ein Kunstherz sind hoch und beinhalten nicht nur die Operation, sondern auch die Nachsorge, regelmäßige Kontrollen und mögliche Krankenhausaufenthalte. In Deutschland werden die Kosten in der Regel von den Krankenkassen übernommen. Es ist jedoch wichtig, sich im Vorfeld umfassend zu informieren und gegebenenfalls zusätzliche Anträge zu stellen.
Unsere Spezialist*innen
Das Team der Kardiologie Berlin der Johannesstift Diakonie bietet Ihnen umfassende Beratungen und modernste Behandlungen im Bereich der Herzinsuffizienz an. Hier steht Ihnen unser kompetentes Team von Herzspezialist*innen zur Verfügung.
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