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Johannesstift Diakonie
70 Jahre Hotel Christophorus: Was die Chefin dazu sagt

70 Jahre Hotel Christophorus: Was die Chefin dazu sagt

Herbergsvater mit Residenzpflicht, ausgesperrte Gäste im Schlafanzug, Staubwischen in den 90ern: Das Hotel Christophorus wird 70 und Hotelmanagerin Melanie Blase hat viele Geschichten auf Lager. Eins ist für sie sicher: Ohne ihr inklusives Team hätte es das Hotel nicht bis hierhin geschafft.

Außenansicht des Hotels
Datum2025-07-23

Zum 70-jährigen Jubiläum des Hotel Christophorus haben wir Hotelmanagerin Melanie Blase interviewt: 

Liebe Frau Blase, herzlichen Glückwunsch. Wie viele Jahre von den 70 haben Sie selbst mitbekommen?

Ich bin seit fast 31 Jahren hier. Ich habe hier schon meine Ausbildung gemacht, zur Hotelfachfrau. Dann war ich Empfangsmitarbeiterin, Reservierungsleitung, Empfangsleitung, Mitarbeitende für Sales & Marketing, stellvertretende Leitung und seit 2017 bin ich Hotelmanagerin.  

Wow, da haben Sie in der Zeit ja bestimmt auch einige Veränderungen miterlebt.

Oh ja, da ist viel passiert. Gutes und auch weniger Gutes. Was ich zum Beispiel gar nicht vermisse, ist eine riesige Trennwand aus Eichenholz mit vielen Pflanzen, die in meiner Anfangszeit in den 90ern noch unten im Gastraum stand und in der wir immer den Staub von den Blättern wischen mussten, wenn gerade nichts anderes zu tun war. Das war eine unendliche Arbeit.  

Und an welche Hotelleitungen erinnern Sie sich gerne?

Der wichtigste in meiner Zeit war Martin Hellwig, der viele Jahre das Haus der Schwestern und Brüder geleitet hat, bevor er als Branchenneuling die Leitung des Hotels übernahm. Er hat das Hotel zehn Jahre geleitet und war mit dem Haus tief verbunden. In seiner Zeit ist das Hotel auch zum Inklusionsbetrieb geworden.

Inwiefern ist Inklusion eine Eigenschaft des Hotels, die den Charakter prägt? 

Aus Sicht der Mitarbeiter*innen ist das Team auf jeden Fall eine große Besonderheit. Es ist sehr familiär hier. Bei uns arbeiten aktuell 20 Mitarbeitende und 2 Auszubildende mit und ohne Beeinträchtigungen.

Viele der Mitarbeitenden sind seit 15 Jahren und mehr da. Die meisten haben hier gelernt und sind dann geblieben, was ungewöhnlich ist in unserem Bereich. Viele entscheiden sich ja für den Tourismus, um die Welt zu sehen. Aber bei uns ist das Team eng miteinander und dem Hotel verbunden. Es ist eine große Loyalität und Zuverlässigkeit da, niemand will fehlen und alle beißen die Zähne zusammen, auch wenn es mal schwierig wird. Das hat man nicht in jedem Betrieb.

Welche Zeiten waren denn schwierig fürs Hotel?

Ein großer Tiefpunkt war auf jeden Fall der vorläufige Schließungsbeschluss 2015. Wir wussten, dass es schlecht lief, aber wir hatten ja bis dato trotzdem alle sehr viel zu tun im Hotel und deshalb war es doch ein Schock. Zum Glück hat man sich dann doch entschieden, nochmal zu investieren und umzubauen.

Wobei dann auch die Zeit des Umbaus nicht glatt lief, weil mehrere Architekten während der Bauphase absprangen und wir dann u.a. eine Zeit lang keinen Empfangstresen und keine Schränke in den Gästezimmern hatten.  

Wann wurde es besser?

Ein Höhepunkt war dann auf jeden Fall der Moment, in dem wir zum ersten Mal wieder schwarze Zahlen geschrieben haben, da waren wir sehr stolz. Das war 2018/2019. Und das hatte auch mit dem Team zu tun. Wir mussten eine Zeit lang als kleines Team von 14 Personen den kompletten Betrieb stemmen. Alle haben überall mit angepackt. Nur so konnte es aufwärts gehen.

Klingt nach einer intensiven Zeit. Als Hotelmanagerin dürfen Sie ja nicht vergessen, auch mal abzuschalten.

Genau, u.a. deshalb wohne ich auch nicht im Johannesstift. Früher war das ja noch anders, als der Herbergsvater und die Herbergsmutter hier Residenzpflicht hatten, also auch hier wohnen mussten. Auch die Mitarbeiterinnen lebten anfangs in ihren Dienstzimmern im Gebäude.

In der Nähe zu wohnen macht aber trotzdem Sinn. Denn die Rezeption ist nicht 24 Stunden lang besetzt, so dass ich auch oft Bereitschaftsdienst habe. Es gibt ja immer mal Situationen, in denen die Gäste nachts nicht in ihre Zimmer kommen.

Warum zum Beispiel?

Einmal hatte ein Gast mit Allergie eine Hornisse im Zimmer und ist panisch ohne Schlüssel mitten in der Nacht aus dem Zimmer gerannt. Ein anderes Mal hat ein anderer Gast nachts die Badezimmertür mit der Zimmertür verwechselt und musste dann auch in Unterhose in der Lobby auf mich warten.

Was, glauben Sie, ist aus Sicht der Gäste das Besondere am Hotel?

Wir sind ein Tagungshotel für Tagungen bis 100 Personen und unsere Kund*innen schätzen, dass es hier gleichzeitig so naturnah und ruhig und Berlin trotzdem so schnell erreichbar ist. Bei Tagungen können sich die Teilnehmer*innen hier wirklich begegnen und niemand geht abends verloren.

Außerdem lassen sich hier tolle Privatfeiern zu Geburtstagen, Jubiläen oder anderen besonderen Anlässen mit bis zu 40 Personen feiern.

Wer nach einer Einkehrmöglichkeit sucht, kann auch ohne Übernachtung nur am Abend vorbeikommen, montags bis freitags bieten wir ab 18 Uhr eine kleine Abendessenkarte und kühle Getränke an. Es ist schon ein besonderes Hotel für eine Großstadt wie Berlin.

Und das feiern Sie an Ihrem Jubiläumstag auch, oder?

Genau. Wir laden zu unserer Geburtstagfeier am 31. Juli 2025 zwischen 12 und 20 Uhr auch alle zum Mitfeiern ein, die auf dem Gelände des Johannesstifts wohnen, arbeiten, lernen oder sich aus anderen Gründen mit dem Hotel verbunden fühlen. Es gibt Musik, gute Laune und Leckeres vom Grill. Wir freuen uns!

Terrasse des Hotels mit Tischen und Stühlen, rundherum stehen Bäume.
Kellnerin bringt Essen an einen Tisch mit zwei Gästen
Eine Hotel-Lobby mit Sesseln und Sofas
Hotelzimmer mit zwei Betten

Geschichte des Hotels

1954/1955:

  • Gästehaus Christophorushaus, nach einem Entwurf des Architekten Otto Block gebaut, als erster großer eigenständige Neubau auf dem Gelände seit 1910

  • Einweihung durch Bischof Dibelius

  • Johannesstift entwickelt sich zum kirchlichen Treffpunkt des geteilten Deutschlands

1999

  •  Umbau Wartburgsaal, Rezeption und Foyer

2000/2001

  • Restaurant zieht aus dem Hotel in den neu umgebauten kleinen Festsaal und wird zum Restaurant Kastaniengarten

2001/2002

  • Umbau/Renovierung der Zimmer im Haus I

2003/2004

  •  Umbau der Hotelbar

2007/2008

  • Umbau in Haus II von 4 Zimmern zu 2 Familienzimmern sowie Renovierung/Modernisierung von Einzel- und Doppelzimmern

2016/2018

  • Umbau und Modernisierung des gesamten Hotels, Verkleinerung von 98 auf 55 Zimmer

Über die Proclusio Services

Proclusio Services ist der Inklusionsbetrieb der Johannesstift Diakonie und befindet sich auf dem Gelände des Evangelischen Johannesstifts in Berlin-Spandau. Die zur Proclusio gehörenden Unternehmen verfolgen das Ziel, Menschen mit Beeinträchtigung die Teilhabe am Arbeitsleben zu ermöglichen. Dazu zählen:

  • Fundgrube – barrierefreies Second-Hand-Kaufhaus
  • Huckepack – Umzugsfirma mit angeschlossenem Malerbetrieb
  • Hotel Christophorus – ein Hotel in der Parklandschaft des Evangelischen Johannesstifts
  • Marie. Das Bistro im Bundestag – Gastronomie und Veranstaltungen

Über die Johannesstift Diakonie

Die Johannesstift Diakonie gAG ist das größte konfessionelle Gesundheits- und Sozialunternehmen in der Region Berlin und Nordostdeutschland. Über 11.400 Mitarbeitende leisten moderne Medizin, zugewandte Betreuung und Beratung im Einklang mit den christlich-diakonischen Werten des Unternehmens. Der Träger betreibt Einrichtungen in Berlin, Brandenburg, Sachsen-Anhalt, Mecklenburg-Vorpommern, Thüringen und Niedersachsen mit einem vielfältigen Angebot in den Bereichen:

  • Krankenhäuser und ambulante Versorgungszentren
  • Pflege- und Wohneinrichtungen sowie Hospize
  • Behindertenhilfe
  • Kinder-, Jugend- und Familienhilfe
  • Arbeit, Beschäftigung und Soziales
  • Ausbildung in der Gesundheits- und Krankenpflege sowie Ergotherapie
  • Dienstleistungen für Gesundheits- und Sozialeinrichtungen