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Was ist eine Herzmuskelentzündung und wie entsteht sie?
Bei einer Herzmuskelentzündung, auch Myokarditis genannt, sind Zellen im Gewebe des Herzmuskels entzündet. In den meisten Fällen wird die Entzündung durch Infektionen mit Viren, aber auch von Bakterien oder Parasiten ausgelöst. Selten verursachen Autoimmunerkrankungen wie etwa Rheuma eine Herzmuskelentzündung. Gelegentlich können Medikamente oder Toxine die Ursache sein.
Da die Entzündung die normale Funktion des Herzens stört, kann sie unbehandelt zu lebensgefährlichen Folgeerkrankungen wie Herzrhythmusstörungen, Herzschwäche und in seltenen Fällen sogar zum plötzlichen Herztod führen.
Ursachen von Herzmuskelentzündungen und Risikofaktoren
Mediziner*innen unterscheiden je nach Ursache verschiedene Arten von Herzmuskelentzündungen. In den meisten Fällen handelt es sich um eine infektiöse Myokarditis, die meist durch eine Virusinfektion ausgelöst wird. Als Erreger kommen zum Beispiel Erkältungs-, Grippe- und Herpesviren, aber auch das SARS-Cov-2-Virus in Frage. In seltenen Fällen können Bakterien wie die Erreger von Mandelentzündung oder Scharlach oder auch Parasiten wie Würmer die Ursache sein.
Es gibt auch nicht-infektiöse Auslöser für eine Herzmuskelentzündung. Rheumatische Erkrankungen können Immunreaktionen auslösen, die zur Entzündung des Herzmuskels führen. Auch bestimmte Medikamente oder der Missbrauch von Drogen wie Alkohol oder Kokain können eine Myokarditis verursachen.
Bestimmte Faktoren können das Risiko erhöhen, an einer Herzmuskelentzündung zu erkranken:
- schwaches Immunsystem
- vorangegangene Infektionen
- Autoimmunerkrankungen
- Drogenmissbrauch
Personen mit diesen Risikofaktoren sollten aufmerksam bei bestimmten Symptomen sein, die auf eine Myokarditis hinweisen können, und sich mit ihre*r Hausärzt*in beraten.
Symptome einer Herzmuskelentzündung
In vielen Fällen verursachen Herzmuskelentzündungen keine Symptome. Betroffene merken nicht, dass sie erkrankt sind. Wenn Symptome auftreten, sind sie oft unspezifisch und schwer als Myokarditis zu erkennen. In welchem Umfang sie vorkommen, hängt davon ab, wie stark und wie umfassend der Herzmuskel betroffen ist. Diese Anzeichen treten am häufigsten auf:
- Müdigkeit und Abgeschlagenheit
- Brustschmerzen, wenn der den Herzmuskel umschließende Herzbeutel mitentzündet ist
- (teilweise schwere) Herzrhythmusstörungen
- Schwindel oder Ohnmacht
- Symptome einer Herzschwäche wie Atemnot, Schwellungen/Wassereinlagerungen
- Fieber und Gliederschmerzen
Die Symptome ähneln denen eines Infekts. Betroffene vermuten daher eher einen Infekt als eine Herzmuskelentzündung als Erkrankung. Sind diese Anzeichen sehr stark oder halten länger an, als nach einer Erkältung, Grippe oder Durchfallerkrankung üblich, sollten Betroffene bei dem*der Ärzt*in abklären, ob zusätzlich eine Myokarditis besteht.
Eine Herzmuskelerkrankung bei Babys und Kleinkindern ist schwerer zu erkennen als bei Erwachsenen. Symptome wie Abgeschlagenheit, hohes Fieber, Lethargie und ein schlechtes Trinkverhalten sowie Bauchschmerzen können auf eine Myokarditis hinweisen.
Wie wird eine Herzmuskelentzündung diagnostiziert?
Die Diagnose Herzmuskelentzündung kann ein*e Ärzt*in nur mittels mehrerer Untersuchungen zweifelsfrei stellen. Neben der körperlichen Untersuchung sind weitere Tests nötig:
- Eine Herz-Magnetresonanztomographie (kMRT) ermöglicht einen Blick in die Größe und Struktur des Herzmuskelgewebes.
- Bei der Untersuchung mit dem Herzkatheter kontrollieren die Kardiolog*innen, ob Verengungen der Herzkranzgefäße vorliegen und diese entfernt werden müssen. In einem zweiten Schritt wird mit einem speziellen Katheter eine winzige Menge des Herzmuskelgewebes aus der Herzkammer zur mikroskopischen Untersuchung entnommen (Biopsie). Diese ermöglicht eine abschließende und definitive Diagnose (Glodstandard).
Hinzukommende Tests und Untersuchungen:
- Bei Bluttests im Labor werden Entzündungswerte und bestimmte Biomarker geprüft. Werden sie in erhöhter Menge im Blut festgestellt, weist das auf eine Myokarditis hin.
- Mit der Elektrokardiografie (kurz EKG) misst der*die Ärzt*in die elektrische Aktivität des Herzmuskels und kann zum Beispiel einen beschleunigten Herzschlag oder zusätzliche Herzschläge feststellen, wie sie bei einer Myokarditis typisch sein können.
- Kardiolog*innen prüfen bei einer Echokardiografie, der Ultraschalluntersuchung des Herzens, die Struktur und Größe des Herzmuskels. Dabei können Sie beispielsweise eine Vergrößerung der Herzkammer, eine verminderte Pumpleistung oder einen Perikarderguss identifizieren.
Nach der Auswertung der Untersuchungsergebnisse kann der*die Ärzt*in eine genaue Diagnose stellen und die passende Behandlung für die Herzmuskelentzündung bestimmen. Die Kardiologie in Berlin verfügt über umfangreiche Untersuchungs- und Behandlungsmethoden, um eine Myokarditis festzustellen und individuell zu therapieren.
Behandlungsmöglichkeiten
Die Behandlung einer Herzmuskelentzündung richtet sich danach, welche Ursache für die Erkrankung vorliegt. In leichten Fällen kann es ausreichen, dass sich die Patient*innen ausruhen und körperliche Anstrengungen wie zum Beispiel Treppensteigen vermeiden. In der akuten Phase kann auch Bettruhe angeordnet sein.
Die meisten Patient*innen mit Myokarditis – auch leichte Verläufe – werden in der Regel ein bis zwei Tage stationär beobachtet, da in der Akutphase Herzrhythmusstörungen möglich sein können.
Bei der medikamentösen Therapie ist entscheidend, welche Art der Herzmuskelentzündung vorliegt, wie viel Gewebe betroffen ist, und wie schwer der*die Patient*in erkrankt ist:
- Entzündungshemmende Medikamente verringern die Entzündung.
- Antibiotika bekämpfen bakterielle Erreger.
- Bestimmte Medikamente stabilisieren den Herzrhythmus, andere unterstützen die Herzfunktion.
- Immunsuppressiva dämpfen das Immunsystems bei Autoimmunerkrankungen.
Bei der medikamentösen Therapie sind Ruhe und Schonung ebenfalls entscheidend für den Heilungsprozess des Herzmuskels. Die Patient*innen sollten jegliche körperliche Belastung vermeiden, bis die Entzündung vollständig abgeklungen ist.
Hat die Herzmuskelentzündung bereits schwerwiegende Schäden am Herzen verursacht, kann eine Herzinsuffizienz-Therapie notwendig werden, in seltenen Fällen auch eine Herztransplantation.
Wie lange dauert bei einer Herzmuskelentzündung die Genesung?
Wie schnell eine Herzmuskelentzündung ausheilt, ist individuell verschieden – je nachdem, wie schwer die Erkrankung und wie gut die körperliche Verfassung der Patient*innen ist. Leichte Formen können innerhalb weniger Wochen abklingen, während schwerere Fälle mehrere Monate in Anspruch nehmen. Den Verlauf und Erfolg der Behandlung prüfen Ärzt*innen bei regelmäßigen Kontrolluntersuchungen.
Patient*innen sollten sich konsequent an die ärztlichen Vorgaben und die Dauer der Schonung halten. Ärzt*innen empfehlen bei einer Herzmuskelentzündung, drei bis sechs Monate keinen Sport zu treiben. Zu früh mit dem Sport zu beginnen, kann zu einer akuten Herzschwäche oder sogar einen plötzlichen Herztod führen. Eine frühere Aufhebung der körperlichen Schonung kann manchmal nach einer unauffälligen Kontroll-MRT des Herzens erfolgen.
Herzmuskelentzündung vorbeugen: Lebensstil anpassen
Um das Risiko für eine Herzmuskelerkrankung zu verringern, können Änderungen im Lebensstil sinnvoll sein:
- ausreichend Ruhe bei Infektionen wie Erkältungen oder Grippe
- regelmäßige Bewegung und eine gesunde Ernährung zur Stärkung des Immunsystems
- Vermeidung des Konsums von Drogen oder Alkohol im Übermaß
Betroffene sollten nach einer Herzmuskelentzündung schrittweise wieder in den Alltag zurückkehren. Der*die Hausärztin kann dabei unterstützen, indem er*sie gemeinsam mit den Patient*innen weitere Maßnahmen bespricht, um die Risiken für eine erneute Erkrankung zu verringern.
Fazit: Frühzeitige Diagnose und Therapie sind entscheidend
Eine Herzmuskelentzündung kann zu lebensbedrohlichen Herzkrankheiten führen, wenn sie unbehandelt bleibt. Die Symptome sind häufig unspezifisch, sodass Betroffene bei Verdacht nicht zögern sollten, ihre*n Hausärzt*in aufzusuchen. Mit umfassender Diagnostik können Ursache, Umfang und Schweregrad der Herzmuskelentzündung erkannt und eine passende Behandlung festgelegt werden. Für eine erfolgreiche Therapie ist ausreichende Schonung entscheidend.
Sie haben Fragen zu kardiologischen Erkrankungen und den verschiedenen Möglichkeiten der Diagnose und Behandlung? Unsere Spezialist*innen der Kardiologie in Berlin beraten Sie gern in der Sprechstunde.
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