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Was ist eine Bradykardie?
Unter Bradykardie versteht man einen langsamen Puls (Herzschlag). Der normale Puls variiert bei Erwachsenen in der Regel zwischen 50 und 80 Schlägen pro Minute. Wenn das Herz weniger als 50-mal pro Minute schlägt, sprechen wir von einer Bradykardie. Jedoch stellt nicht jede Bradykardie ein Herzproblem und damit eine Behandlungsnotwenigkeit dar. Beispielsweise können Marathonläufer*innen und auch sonstige Profisportler*innen durch das jahrelange Training einen langsamen Ruhepuls entwickelt haben, der unter Umständen bei 35 Schlägen pro Minute liegt, ohne Beschwerden zu entwickeln und ohne Behandlungsbedarf.
Einen langsamen Herzschlag kann man in der Regel durch die Pulsmessung am Handgelenk ertasten. Dies ist aber nicht die zuverlässigste Methode und Ärzt*innen verlassen sich keinesfalls allein darauf. Eine Bradykardie sollte in erster Linie in einem EKG festgestellt werden. Wenn die Bradykardie eher selten auftritt, kann gegebenenfalls ein Langzeit-EKG in Frage kommen. Dabei läuft das EKG 24 Stunden lang und liefert Information über den Herzschlag über den gesamten Zeitraum hinweg.
Symptome einer Bradykardie
Häufig klagen betroffene Patient*innen über Schwindelzustände oder allgemeine Schlappheit. Es kommt auch oft vor, dass Patient*innen mit relevanter Bradykardie keinerlei Symptome haben, aber dennoch aus Sicherheitsgründen (z.B. Vermeidung von Sturzereignissen), sowie für die Verbesserung der Prognose, eine Behandlung benötigen.
Nicht selten manifestiert sich eine Bradykardie mit der sogenannten Synkope. Damit wird eine kurze bzw. vorübergehende Bewusstlosigkeit bezeichnet, bei der die Patient*innen für einige Sekunden das Bewusstsein verlieren, danach aber relativ rasch und ohne Erinnerungslücken wieder zu sich kommen. Im ungünstigen Fall stürzen die Patient*innen bei der Synkope und es kommt zu gravierenden Verletzungen. Insbesondere die Kopfverletzungen stellen hierbei das relevanteste Risiko bei einer Synkope dar. Jede Art von spontaner Bewusstlosigkeit sollte deshalb dringend und gründlich abgeklärt werden.
Welche Bradykardien gibt es?
Im Allgemeinen bedeutet Bradykardie, dass die „elektrische Leitung“ des Herzens langsam bzw. mit Unterbrechungen verläuft. „Bradykarde Herzrhythmusstörungen“ ist der Allgemeinbegriff, der alle Arten von Herzrhythmusstörungen beinhaltet, bei denen das Herz langsam schlägt. Man unterscheidet zwischen Bradykardien, die in der Vorkammer (Vorhof) entstehen und jenen, bei denen der Übergang der elektrischen Leitung vom Vorhof in die Kammer gestört ist. Dabei kann es sich um leichtgradige „Blockierungen“ handeln oder um hochgradige und somit lebensbedrohliche Leitungsstörungen. In der Regel sind die Leitungsstörungen, die im Vorhof auftreten, nicht akut lebensbedrohlich. Die Leitungsstörungen, die am Übergang vom Vorhof in die Kammer oder direkt in der Herzkammer auftreten, sind deutlich gefährlicher und müssen in der Regel schnell untersucht bzw. behandelt werden.
Eine besondere Form der Bradykardien bilden die sogenannten medikamenteninduzierten Bradykardien, bei denen das Herz unter Wirkung von bestimmten Medikamenten (z.B. Betablockern) langsam schlägt. Patient*innen, die beispielsweise unter einem chronisch bestehenden Vorhofflimmern leiden und mehrere bzw. hochdosierte Medikamente einnehmen, die das Herz langsamer machen, können insbesondere im hohen Alter eine medikamenteninduzierte Bradykardie entwickeln.
Ursachen einer Bradykardie
Nicht selten bleibt die Ursache der Bradykardie unklar. Je nachdem, um welche Art der Bradykardie es sich handelt, kann eine gezielte Diagnostik erfolgen. So kann es sein, dass die Durchblutungsstörung des Herzens – also eine relevante koronare Herzerkrankung – zu einer Minderdurchblutung der elektrischen Leitungsbahnen führt und somit die Entstehung einer bradykarden Herzrhythmusstörung begünstigt. In der Regel sind es aber unspezifische Ursachen: Bei älteren Menschen können aus Alterungsgründen fibrotische Ablagerungen zwischen den Herzmuskelzellen entstehen, die die elektrische Leitung beeinträchtigen und so zu „Blockierungen“ führen. Häufig entsteht eine Bradykardie durch eine Störung des Blutsalzhaushaltes. Daher führen Ärzt*innen zunächst eine Blutuntersuchung durch, um bestimmte Störungen bzw. Blutauffälligkeiten als Ursache auszuschließen.
Darüber hinaus kann eine Herzmuskelentzündung oder sonstige Herzerkrankungen zu einer Beschädigung der elektrischen Leitungsbahnen führen und so für die Entstehung einer Bradykardie verantwortlich sein. Daher unterscheiden wir zwischen einer vermeidbaren oder behandelbaren Ursache und einer unvermeidbaren oder unbekannten Ursache der Bradykardie. Wie bereits erwähnt, können auch bestimmte Medikamente eine Bradykardie hervorrufen (zum Teil gewünscht, aber teils auch unerwünscht). Ein erster ärztlicher Blick wird daher auch auf die Medikamentenliste des Patient*innen geworfen.
Therapie bradykarder Herzrhythmusstörungen
Je nachdem welche Ursache der Bradykardie vorliegt, ob es überhaupt eine Ursache gibt oder, ob die Bradykardie Beschwerden verursacht, bestehen unterschiedliche Optionen.
Bei einer medikamentösen Überdosierung reicht in der Regel das (vorübergehende) Aussetzen des Medikaments. Sollte es sich um eine Nierenproblematik als Ursache handeln, oder sollten die Blutsalze außerhalb der Norm sein, dann kann der Therapieansatz in diese Richtung gehen.
Wird eine Durchblutungsstörung vermutet bzw. festgestellt, dann ist es möglich, dass eine Herzkatheteruntersuchung angeboten wird – jedoch ist dies in der Regel sehr selten der Auslöser der Bradykardie.
In den häufigsten Fällen wird jedoch keine spezifische Ursache gefunden. Dann gibt es nur eine zuverlässige Methode, eine relevante Bradykardie vorzubeugen: die Schrittmachertherapie.
Was ist ein Schritmacher?
Dabei handelt es sich um elektronische Geräte, die das Herz stimulieren bzw. erregen (Schrittmacher), mit einem „Elektroschock“ eine bösartige Herzrhythmusstörung bei einem plötzlichen Herztod beseitigen oder ein unkoordiniert pumpendes Herz synchronisieren können. Die Indikation für das jeweilige Gerät wird anhand von Therapie-Leitlinien geprüft und gestellt. Die Kriterien sind klar definiert und lassen sich nicht beliebig oder nach Wunsch anpassen. In der Regel werden Elektroden durch Arm- bzw. Brustgefäße unter Röntgenkontrolle bis zum Herzen vorgeschoben, dort in die Herzmuskelschicht eingedreht und dann außerhalb des Körpers an das jeweilige Gerät angeschlossen, sodass es eine elektrische Verbindung zwischen Gerät und Herz entsteht. Nachdem das Gerät in einer subkutan (unter der Haut) vorbereitete „Tasche“ im Brustbereich verstaut wurde, wird diese Tasche zugenäht. Inzwischen gibt es auch Geräte, die ohne Elektroden arbeiten und direkt im Herzen liegen (sehr kleine Schrittmacher) oder auch Geräte, bei denen die Elektrode im Brustkorb unter der Haut liegt. Diese Geräte passen aber nicht zu allen Patient*innen und sollten sorgfältig gewählt werden. Im Allgemeinen unterscheiden wir zwischen einer Herzschrittmacher-Therapie bei Bradykardie und/oder gelegentlich auftretenden „Pausen“, einer ICD- oder Defibrillator-Therapie bei bösartigen Herzrhythmusstörungen - zur Verhinderung eines plötzlichen Herztodes (Präventivtherapie), sowie einer Stimulation des Herzens zur Wiederherstellung der Synchronität (Koordination) bei Patient*innen mit sogenanntem Linksschenkelblock und geringer Herzpumpleistung.
Ein Schrittmacher zur Therapie der Bradykardie sorgt somit dafür, dass das Herz nicht zu langsam wird. Sobald eine einprogrammierte Pulsgrenze unterschritten wird (beispielsweise der Puls fällt unter 60 Schläge pro Minute), gibt der Schrittmacher einen Impuls ab, der das Herz anregt. Den Schrittmacherimpuls merken Patient*innen nicht, es handelt sich um eine sehr geringe Energie- bzw. Stromstärke, die im Milliamperbereich liegt. Der Schrittmacher wird in der Regel so programmiert, dass er das Herzen regulär arbeiten lässt, den Herzschlag aber permanent kontrolliert und bei Bedarf eingreift. Diese Programmierung sorgt dafür, dass die Lithium-Batterie möglichst lange hält. Je nachdem, ob wir nur die Hauptkammern erregen wollen oder auch das Zusammenspiel zwischen Vorhof und Kammer brauchen, unterscheiden wir zwischen Ein-, Zwei- und Dreikammerschrittmachern. Welcher Schrittmacher für welche Patient*innen geeignet ist, hängt von verschiedenen Faktoren und zugrunde liegenden Rhythmusstörungen ab. Die Batterielaufzeit eines Einkammerschrittmachers liegt bei etwa 13 Jahren, ein Zweikammerschrittmacher kann zwischen 8 bis 12 Jahre arbeiten, die Dreikammergeräte etwas weniger. Bei Batterieerschöpfung erfolgt ein Aggregatwechsel, bei dem die Schrittmachertasche im OP geöffnet wird und das alte Gerät gegen ein Neues ausgetauscht wird.
Die Nachsorge von „Schrittmacherpatient*innen“ erfolgt ambulant alle 6 bis 12 Monate. Dabei wird der Schrittmacher mit einem Magneten abgefragt und die Parameter werden überprüft.
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Bei bestehenden Vorerkrankungen und Risikofaktoren unterstützt Sie das erfahrene Team von Herzspezialist*innen der Johannesstift Diakonie dabei, individuelle Maßnahmen zur Schlaganfallprävention zu entwickeln.
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