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Johannesstift Diakonie
Kinderärztin behandelt in mobiler Praxis im Regenwald

Kinderärztin behandelt in mobiler Praxis im Regenwald

Dr. med Elisa Schneider arbeitete ehrenamtlich in einer mobilen Klinik auf den Philippinen. An abgelegenen Orten behandelte sie erkrankte Menschen, denen sonst oft kein Besuch bei einer*m Ärzt*in möglich wäre. Das Evangelische Waldkrankenhaus Spandau unterstützte ihr Engagement.

Ein Auto vor einer Hütte und einem Baum auf den Philippinen.
Datum2024-08-05
EinrichtungEvangelisches Waldkrankenhaus Spandau, Kinder- & Jugendmedizin

„Es macht Spaß, ist unglaublich bereichernd und auch ein bisschen Abenteuer“, sagt Dr. med. Elisa Schneider und sie ergänzt: „und natürlich ist es auch ein kleiner Beitrag gegen die ungerechte Verteilung der globalen Gesundheitsversorgung“. Die Fachärztin für Pädiatrie am Evangelischen Waldkrankenhaus Spandau hat Anfang des Jahres in einer „Rolling Clinic“, einer mobilen Klinik auf den Philippinen erkrankte Menschen versorgt. 

Von Mitte Januar bis Mitte Februar tauschte die Kinderärztin ihren Arbeitsplatz auf der neonatologischen Intensivstation gegen den in der mobilen Praxis im philippinischen Dschungel. Für die Hilfsorganisation „German Doctors“ war sie auf Mindoro im Einsatz. Die Insel nahe der Hauptstadt Manila hat 1,3 Millionen Einwohner*innen, davon 275.000 aus der indigenen Bevölkerungsgruppe der Mangyanen. Sie leben in traditioneller Lebensweise in schwer zugänglichen Bergregionen und sind vernachlässigt vom philippinischen Gesundheitssystem. Ärzt*innen aus Deutschland unterstützen lokale Teams bei der medizinischen Versorgung dieser Menschen.

Jeden Morgen öffnet die „Rolling Clinic“ in einem anderen Dorf

Während ihres vierwöchigen Einsatzes ging es für die Medizinerin jeden Tag in ein anderes abgelegenes Bergdorf. Morgens um 7:00 Uhr startete die „Rolling Clinic“ vom Ärztehaus in Victoria. „Manchmal fuhren wir 20 Minuten, manchmal drei Stunden“, erinnert sich Elisa Schneider. Das Team hatte alles für den Praxisbetrieb vor Ort im Geländewagen verpackt: Blutdruckmess-, und Ultraschallgerät, Personenwaagen, eine mobile Liege, medizinische Verbrauchsmaterialen und Medikamente. Neben Elisa Schneider gehörten vier Philippiner*innen zum Team Mindoro Nord. Die Dolmetscherin Delna, die die zahlreichen Dialekte der Insel fließend spricht und nebenbei Kinderkrankenschwester ist, die Apothekerin und Teamleiterin Cecilia, die Hebamme Rolen, die an der Anmeldung arbeitet und nebenbei zur Familienplanung berät, sowie der Fahrer Rolando, der auch Kinderschutzbeauftragter ist. 

Am Ziel richtete das Team die Praxis ein, die Patient*innen warteten schon. „Manchmal kamen 25, manchmal 70 pro Tag“, schildert Elisa Schneider. Manche seien bis zu zwei Stunden gelaufen – trotz teils schwerer Erkrankung. Dann ging es los: Bei der Anmeldung wurden die Patient*innen gewogen, ihr Blutdruck gemessen und ihre Beschwerden aufgenommen. Es folgte die Konsultation bei Elisa Schneider und Delna. „Viele Patient*innen haben chronische Erkrankungen wie Diabetes, Bluthochdruck oder Epilepsie. Da die ,Rolling Clinic‘ ganz regelmäßig alle 28 Tage in jedes Dorf fährt, ist die Versorgung chronischer Patient*innen sehr gut möglich“, erklärt Elisa Schneider. Diese bekamen ihre Medikamente nebenan in der Apotheke von Cecilia. Manchmal diagnostizierte das Team schwere Erkrankungen wie Lepra oder Tuberkulose. In einigen Fällen ist eine Überweisung an ein Krankenhaus nötig. Allerdings: „Das ist für die Patient*innen der ,Rolling Clinic‘ eine finanzielle Belastung – die Empfehlung sollte daher gut abgewogen werden“.

Dr. med. Schneider steht auf einer grünen Wiese vor einem großen Baum.
Dr. med. Elisa Schneider arbeitet als Kinderärztin auf der neonatologischen Station im Evangelischen Waldkrankenhaus Spandau.
Ein Auto vor einer Hütte und einem Baum auf den Philippinen.
Im Januar und Februar war sie mit der „Rolling Clinic“ auf den Philippinen im Einsatz.
Foto: German Doctors
Dr. med. Schneider untersucht eine Schwangere mittels Ultraschall.
Die Kinderärztin behandelte jeden Tag viele Patient*innen: Hier untersucht sie eine Schwangere.
Foto: privat
Eine Apothekerin mit einer Patientin an einem Tisch. Auf dem Tisch liegen Medikamente und Behandlungsmaterialien.
Nach der Behandlung erhielten die Patient*innen vor Ort auch ihre Medikamente.
Foto: German Doctors

Zügige Diagnosen ohne die Recherche im Netz

Elisa Schneider meisterte auf den Philippinen so manche Herausforderung. „Es gibt an den meisten Standorten der ,Rolling Clinic‘ kein Handynetz und man kann nichts im Internet nachschauen“, berichtet sie und ergänzt: „man muss jeden Tag direkt über die Behandlung entscheiden“. Auch die Menge der Patient*innen und die Behandlung Erwachsener verunsicherten sie zunächst. „Davor hatte ich ein bisschen Bammel“, verrät sie. Das habe sich aber schnell gegeben. „Mein Team hat mich super unterstützt. Ich war immer in Kontakt mit der Krankenschwester“.

„Es war eine große Bereicherung“, sagt Elisa Schneider immer wieder über Ihre Zeit auf Mindoro. Die tolle Zusammenarbeit mit dem Team, wie gut sie umsorgt worden sei und die fachliche Erweiterung ihres Wissens bleiben ihr in guter Erinnerung – so habe sie auch ihr Wissen der Infektiologie und Tropenmedizin nutzen können. Und: „Ich bin nun entspannter mit erwachsenen Patient*innen“.

Bereichernde Erfahrungen mit den Kolleg*innen geteilt

Zurück im Waldkrankenhaus teilte sie ihre Erfahrung mit den Kolleg*innen in einem Vortrag und berichtete über besondere Fälle wie Lepra, Tuberkulose oder Pilzbefall am gesamten Körper: „Das kannte ich bisher höchstens aus dem Lehrbuch“. Elisa Schneider berichtete als Kinderärztin natürlich auch von Untersuchungen bei Kindern „Viele sind mangelernährt“, hatte sie feststellen müssen.

Das Waldkrankenhaus hat die Fachärztin bei ihrem ehrenamtlichen Engagement unterstützt. „Ich wurde sogar teilweise bezahlt freigestellt“, sagt sie. Als sie ihren Vorgesetzten, PD Dr. med. Frank Jochum, Chefarzt der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, über ihr Vorhaben informierte, machte er diesen Vorschlag. „Darüber habe ich mich sehr gefreut“, schildert die Ärztin.

Über das Evangelische Waldkrankenhaus Spandau

Das Evangelische Waldkrankenhaus Spandau, ein Unternehmen der Johannesstift Diakonie, ist Akademisches Lehrkrankenhaus der Charité – Universitätsmedizin Berlin. Das 1947 gegründete Notfallkrankenhaus umfasst neun Fachabteilungen, vierzehn medizinische Zentren und 518 Betten. Jährlich versorgen wir rund 22.000 Patient*innen stationär und weitere 70.000 Patient*innen ambulant.

Die Behandlungsschwerpunkte liegen in den Bereichen Altersmedizin, Brustkrebs / Brustrekonstruktion, Chronische Wunden, Gefäßerkrankungen, Gelenke, Herz, Kinder- und Jugendmedizin, Kinderchirurgie und –urologie, Krebs, Magen / Darm, Rücken, Schwangerschaft und Geburt sowie Sport und Unfälle.

Das Evangelische Waldkrankenhaus Spandau betreibt drei Fachschulen: die Reha-Akademie Berlin für Physiotherapeut*innen, die Schule für Ergotherapie sowie gemeinsam mit dem Martin-Luther-Krankenhaus die Gesundheitsfachschule Berlin. Diese fungieren auch als Ausbildungsstätte des Krankenhauses.

Über die Johannesstift Diakonie

Die Johannesstift Diakonie gAG ist das größte konfessionelle Gesundheits- und Sozialunternehmen in der Region Berlin und Nordostdeutschland. Über 11.400 Mitarbeitende leisten moderne Medizin, zugewandte Betreuung und Beratung im Einklang mit den christlich-diakonischen Werten des Unternehmens. Der Träger betreibt Einrichtungen in Berlin, Brandenburg, Sachsen-Anhalt, Mecklenburg-Vorpommern, Thüringen und Niedersachsen mit einem vielfältigen Angebot in den Bereichen:

  • Krankenhäuser und ambulante Versorgungszentren
  • Pflege- und Wohneinrichtungen sowie Hospize
  • Behindertenhilfe
  • Kinder-, Jugend- und Familienhilfe
  • Arbeit, Beschäftigung und Soziales
  • Ausbildung in der Gesundheits- und Krankenpflege sowie Ergotherapie
  • Dienstleistungen für Gesundheits- und Sozialeinrichtungen