Was ist eine Arthrose?
Bei einer Arthrose (oder auch Osteoarthrose) handelt es sich um eine nicht-entzündliche Gelenkerkrankung, bei der der Gelenkknorpel durch Abnutzung geschädigt oder vollkommen zerstört wird. Umgangssprachlich wird auch von einem Gelenkverschleiß gesprochen.
Grundsätzlich kann jedes Gelenk von einer Arthrose betroffen sein, allerdings ist bei den meisten Erkrankten das Kniegelenk (Gonarthrose) oder – am zweithäufigsten – das Hüftgelenk (Koxarthrose) geschädigt. Auch die so genannte Fingerpolyarthrose, die die Fingergrund- und -mittelgelenke und die Daumensattelgelenke betrifft, ist sehr häufig.
Gelenke ermöglichen als Verbindungen zwischen den Knochen Bewegungen des menschlichen Körpers. Sie fangen Druck und Zug, die auf das Skelett wirken, auf, schwächen diese ab und verteilen sie. Insgesamt besitzt der Mensch mehr als 100 Gelenke. Teilweise verbinden diese als so genannte unechte Gelenke (Synarthrosen) mehrere Knochen mithilfe von Knorpel oder Bindegewebe und lassen nur eine eingeschränkte Bewegung zu.
Die echten Gelenke (Diarthrosen) besitzen einen Hohlraum zwischen den aufeinander treffenden Knochen, den so genannten Gelenkspalt, und erlauben so einen großen Bewegungsradius. Das Gelenk wird nach außen durch die Gelenkkapsel abgegrenzt, einer Bindegewebsschicht mit einer elastischen, stark durchbluteten Innenhaut. Um zu verhindern, dass die Knochenenden in einem Gelenk aufeinander reiben, sind sie mit einer Knorpelschicht überzogen. Dieser Knorpel gleicht Unregelmäßigkeiten der Knochenenden aus und wirkt gleichzeitig als elastisches und stoßdämpfendes Polster. Zusätzlich wird die Reibung in der Gelenkhöhle durch eine zähflüssige Substanz, die Gelenkflüssigkeit, reduziert (siehe Abbildung 1). Diese bildet unter Druck einen Gleitfilm zwischen den Knorpeln.
Ist das Gelenk einmal geschädigt, kann diese Schädigung nicht wieder geheilt werden. Eine Behandlung kann allerdings dabei helfen, die auftretenden Beschwerden zu lindern und das Fortschreiten der Erkrankung zu verlangsamen. Ist die Schädigung bereits so stark ausgeprägt, dass das Gelenk in seiner Bewegung sehr stark eingeschränkt ist, gibt es die Möglichkeit, das geschädigte Gelenk durch eine so genannte Endoprothese zu ersetzen. Die Vorsilbe „endo“ stammt aus dem Griechischen und bedeutet „innen“. Es handelt sich bei Endoprothesen also um Implantate, die Strukturen im Inneren des Körpers ersetzen.
Häufigkeit
Die Arthrose ist weltweit die häufigste Gelenkerkrankung. Mit zunehmendem Alter sind fast alle Menschen – manche mehr, manche weniger – von einer Arthrose betroffen. So kann bei etwa drei Vierteln aller über 70-Jährigen ein Verschleiß eines oder mehrerer Gelenke festgestellt werden, wobei Frauen häufiger davon betroffen sind als Männer. Außerdem leiden sehr häufig Übergewichtige unter einer Arthrose.
Was führt zum Verschleiß der Gelenke?
Ursache einer so genannten primären Arthrose ist ein normaler Altersprozess, da sich der Gelenkknorpel im Laufe des Lebens abnutzt. Diese Abnutzung wird durch eine langjährige Überlastung der Gelenke, zum Beispiel durch Übergewicht, Sportarten mit schnellen, ruckartigen Bewegungen oder harte körperliche Arbeit, oder durch frühere Verletzungen der Gelenke beschleunigt und verstärkt. Daher können auch schon junge Leute an einer Arthrose erkranken. Außerdem besteht bei verschiedenen Arthroseformen, zum Beispiel bei der Fingergelenk-Arthrose, eine erblich bedingte Veranlagung, die Erkrankung zu entwickeln.
Sekundäre Arthrosen entstehen immer als Folge einer angeborenen oder erworbenen Erkrankung oder Verletzung. Zu diesen zählen beispielsweise vorhandene Fehlstellung der Beine, wie etwa X- oder O-Beine, oder Fehlbildungen wie eine Hüftdysplasie. Außerdem können bestimmte Stoffwechselerkrankungen, wie beispielsweise eine Erhöhung der Harnsäurekonzentration im Blut (Hyperurikämie) oder Diabetes mellitus das Risiko für eine Arthrose erhöhen.
Welche Beschwerden treten bei einer Arthrose auf?
Ein für eine Arthrose sehr typisches Symptom ist der so genannte Anlaufschmerz, der schon im Frühstadium der Erkrankung auftreten kann. Er beschreibt einen stechenden Schmerz, der regelrecht ins Gelenk „schießt“, wenn es sich nach einer längeren Ruhepause wieder in Bewegung setzt. Gleichzeitig kann sich das Gelenk steif anfühlen.
Im weiteren Verlauf der Arthrose kommt es immer häufiger zu Schmerzen im Gelenk. Entzündungen lassen es anschwellen, außerdem ist das Gelenk häufig warm und gerötet (siehe Abbildung 2). Weitere Symptome sind ein Spannungsgefühl und eine Bewegungseinschränkung. Typisch ist auch, dass die Beschwerden bei nasskaltem Wetter zunehmen.
Mit zunehmendem Erkrankungsverlauf werden die Schmerzen im Gelenk chronisch und treten auch in Ruhe auf. Die Beweglichkeit der Gelenke ist stark eingeschränkt, manchmal werden die Gelenke instabil. Außerdem treten reibende oder knirschende Geräusche im Gelenk auf. Neben dem immer weiter geschädigten Knorpel werden auch die angrenzenden Strukturen wie Knochen, Muskeln, die Gelenkkapsel und Bänder in Mitleidenschaft gezogen. Dies führt zu starken Schmerzen und Bewegungseinschränkungen, die zu einer großen Belastung im Alltag werden und die Lebensqualität einschränken können.
Wie wird eine Arthrose diagnostiziert?
Bei einer Arthrose kann die Diagnose in den meisten Fällen schon aufgrund der typischen Schmerzen unter Belastung und dem charakteristischen Anlaufschmerz getroffen werden.
Bei einer körperlichen Untersuchung kann der Arzt meist eine Schwellung des Gelenkes, ein Reiben bei Bewegung und Bewegungseinschränkungen feststellen. Die Veränderungen, die bei einer Arthrose am Knorpel und den Knochen auftreten, stellt der Arzt im Röntgenbild fest. Mithilfe der Röntgenuntersuchung kann er auch den Grad der Abnutzung des Knorpels bestimmen.
Um mögliche Flüssigkeiten im Gelenk, zum Beispiel einen Gelenkerguss, oder Verletzungen an Sehnen oder Muskulatur festzustellen, kann der Arzt eine Ultraschalluntersuchung des Gelenks durchführen. Hilfreich können auch eine Magnetresonanztomografie (MRT) oder eine Computertomografie (CT) sein, um Veränderungen der Bänder oder Knochen zu erkennen.
Wodurch können die Beschwerden gelindert werden?
Bei einer Arthrose soll eine konservative Behandlung, das heißt eine Behandlung ohne eine Operation, dabei helfen, die auftretenden Beschwerden – wie den Schmerz und eine Entzündung – zu verringern, die Beweglichkeit der Gelenke zu verbessern und das Fortschreiten der Erkrankung zu verlangsamen. Ziel der Behandlung ist es, die Gelenke so gut wie möglich zu entlasten.
Behandlung
Durch gezielte krankengymnastische Übungen kann die Muskulatur, die das Gelenk umgibt, gestärkt werden, um das Gelenk besser vor Belastungen zu schützen. Diese Übungen können konventionell „an Land“, aber auch in einem Bewegungsbad durchgeführt werden. Vor allem bei Fehlstellungen der Beine kann eine Gehschule helfen, unnatürliche Bewegungen zu vermeiden und so das Gelenk weniger zu belasten.
Sport ist eine gute Methode, um Übergewicht, das die Gelenke zusätzlich schädigt, zu reduzieren. Empfohlen werden dafür gelenkschonende Sportarten mit einem weichen, geführten Bewegungsablauf ohne Stoß- oder Druckbelastungen wie beispielsweise Fahrrad fahren, Nordic Walking oder Kraulschwimmen.
Verschiedene Behandlungsmethoden aus dem Bereich der physikalischen Therapie bieten sich an, um Entzündungen im Gelenk und Beschwerden wie Schmerzen zu lindern. Zu diesen Verfahren zählen beispielsweise:
- Kältetherapie
- Wärmetherapie
- Akupunktur
- Ultraschall
- Massagen
- Hydro-/Balneotherapie
Verschiedene orthopädische Hilfsmittel können dabei helfen, die betroffenen Gelenke bei einer Arthrose zu entlasten. Hierzu zählen beispielsweise Gehstöcke, Pufferabsätze oder Innenranderhöhungen an den Schuhen. Positiver Nebeneffekt dieser Entlastung: Werden Gelenke ohne Belastung bewegt, verbessert sich die Versorgung des Knorpels mit Nährstoffen, was ein Fortschreiten der Arthrose verlangsamen kann.
Bandagen oder Orthesen, die direkt am betroffenen Gelenk fixiert werden, können dieses ganz gezielt stützen und dadurch entlasten. Aufgrund der Elastizität von Bandagen schränken diese die Beweglichkeit – im Gegensatz zu Orthosen, die wie eine Schiene wirken – des Gelenks fast nicht ein.
Das erste Medikament, das bei einer Arthrose gegeben wird, ist das Schmerzmittel Paracetamol. Treten neben den Schmerzen auch Entzündungen in den betroffenen Gelenken auf, werden die so genannten nicht-steroidalen Antirheumatika (NSAR), das heißt Wirkstoffe, die die Schmerzen lindern und gleichzeitig eine Entzündung hemmen können, eingesetzt. Beispiele für diese Medikamente sind Acetylsalicylsäure, Ibuprofen oder Diclofenac. Langfristig eingenommen können NSAR allerdings zu Magenbeschwerden führen. Daher werden alternativ die magenverträglicheren, so genannten COX-2-Hemmer eingesetzt, die allerdings ein höheres Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen aufweisen.
Sollten die Schmerzen im Gelenk sehr stark sein, können entzündungshemmende Kortikosteroide (Kortison) direkt in das betroffene Gelenk gespritzt werden. Diese können für einen Zeitraum von bis zu vier Wochen die Beschwerden reduzieren. Hilfreich kann auch eine Gelenkinjektion mit Hyaluronsäure sein, die als Gelenkschmiere wirkt und so für eine gewisse Zeit eine Erleichterung bei Bewegungen bringt. Allerdings gibt es noch keine Studien, die eindeutig den Nutzen der Hyaluronsäure nachweisen.
Referenzen
Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie (DGOOC) und des Berufsverbands der Ärzte für Orthopädie (BVO): Koxarthrose. AWMF-Leitlinien-Register Nr. 033/001 (Stand: 11/2009)
Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU) in Zusammenarbeit mit der Österreichischen Gesellschaft für Unfallchirurgie (ÖGU): Endoprothese bei Gonarthrose. AWMF-Leitlinien-Register Nr. 012/008 (Stand: 06/2009)
Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie (DGOOC) und des Berufsverbands der Ärzte für Orthopädie (BVO): Gonarthrose. AWMF-Leitlinien-Register Nr. 033/004 (Stand: 01/2002)
Online-Informationen des Berufsverbands der Fachärzte für Orthopädie und Unfallchirurgie: www.bvou.net (Abruf: April 2014)
Gesundheitsberichterstattung des Bundes: Arthrose. Robert Koch-Institut, Heft 54, Juni 2013
Therapieempfehlungen der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft: Degenerative Gelenkerkrankungen (Stand: 2008)
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