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Johannesstift Diakonie
Schulprojekt „Schule ohne Grenzen“ auf dem Prüfstand

Schulprojekt „Schule ohne Grenzen“ auf dem Prüfstand

August Hermann Francke Schule und Evangelische Schule luden zur Abschlussveranstaltung des Evaluationsprojektes ein

In einer Zeitmaschine konnten die Besuchenden zu wichtigen Meilensteinen der "Schule ohne Grenzen" in die Vergangenheit reisen.
Datum2023-06-07

Das inklusive Projekt der „Schule ohne Grenzen“ der August Hermann Francke Schule und der Evangelischen Schule Spandau ist in seiner Dimension und Ausrichtung ein Leuchtturmprojekt. Kinder und Jugendliche mit Schwerst- und Mehrfachbehinderungen sowie Schüler*innen ohne Förderschwerpunkte lernen gemeinsam und auch die Pädagog*innen und Sonderpädagoginnen arbeiten somit Seite an Seite. Kein Wunder also, dass dieses innovative Projekt gleich doppelt begutachtet wird: Nicht nur die Humboldt Universität forscht hier mit dem Instrument der Videographie; auch die zwei Schulen selbst haben das Projekt über fünf Jahre mithilfe von Befragungen der Mitarbeitenden evaluiert, um Stolpersteine und Chancen zu erkennen. 

Zum Abschluss dieser Evaluation haben die Schulen Ende Mai Wegbereiter*innen und -begleiter*innen in das 2021 gemeinsam bezogene neu errichtete barrierefreie Schulgebäude auf dem Gelände des Evangelischen Johannesstifts eingeladen. Den Auftakt des Events durften diejenigen gestalten, um die es vor allem geht: Die Kinder führten mit strahlenden Gesichtern ihren Rollstuhltanz auf. In einer imposanten, selbst gebastelten Zeitmaschine konnten die Gäste in der schönen Aula außerdem in die Vergangenheit reisen und so zum Beispiel zwischen Spatenstich 2018 und dem fertigen Haus 2022 hin- und herspringen. Schüler*innen entführten die interessierten Gäste anschließend auch in das Innere der Schule, die räumlich nicht zuletzt wegen der schön bepflanzten und gestalteten Innenhöfe und vor allem das für den gemeinsamen Unterricht ideal geplante Raumgefüge ein echtes Highlight ist. In den Vorträgen ging es anschließend um die untersuchten Fragen von Evaluation und Forschung und auch daraus gewonnene Erkenntnisse. 

Alle mitnehmen und Raum, Personal und Zeit sichern

Annemarie Pagel hat als Lehrkraft mit besonderen Aufgaben das von der Software AG Stiftung finanzierte Evaluationsprojekt durchgeführt und in dem Zusammenhang auch Studientage organisiert sowie das Schulkonzept mitgestaltet. In ihrer Präsentation machte sie deutlich, dass sich das Projekt „Schule ohne Grenzen“ als „lernende Organisation“ versteht; Anpassungen und Veränderungen im Schulalltag also häufig und normal seien. In der Evaluation gehe es darum, Stolpersteine zu erkennen, Steuerungsmöglichkeiten zu entwickeln, aber auch einfach für andere vergleichbare Projekte Erfahrungen zu dokumentieren. Das große Ziel über allem sei dabei, auf lange Sicht allen gerecht zu werden und so erfolgreiches Lernen und viele positive soziale Erfahrungen zu ermöglichen. Schwerpunkt der Evaluation waren die Mitarbeitendenbefragungen 2018, 2021 und 2023. Die Teams der August Hermann Francke Schule, der Evangelischen Schule Spandau und des Hortes der Jugendhilfe gaben darin Auskunft zu ihren Einstellungen, ihrem Selbstwirksamkeitserleben, zur Personalsituation, zur Teamarbeit , zu Chancen und Sorgen, zum Gesundheits- und Belastungserleben und zum Fortbildungsbedarf. Themen, die in den daraus entwickelten Handlungsempfehlungen immer wieder aufgegriffen wurden, sind beispielsweise der Ausbau der Kapazitäten für die Unterrichtsgestaltung und auch mehr Hospitations- und Austauschmöglichkeiten für Kolleg*innen sowie mehr Arbeit im Team, um alle bei diesem besonderen Projekt zu erreichen. Bei der Personalsituation empfiehlt Annemarie Pagel Mindeststandards, was die Teamgrößen betrifft, aber auch mehr Transparenz bei der Dienstplanung und Vertretung. Mehr Angebote der Gesundheitsförderung und individuellere Fortbildungsmöglichkeiten werden auch genannt. Um den Alltag entspannter zu gestalten, sollte Hektik bereits durch die Planung vermieden und auch Weiterbildungen zu den Themen Stressbewältigung und herausforderndem Verhalten seien wichtig. „Evaluation kann Wege aufzeigen und Vorschläge machen. Mit den Ergebnissen können nun die Verantwortlichen Entscheidungen treffen und mögliche nächste Schritte überlegen“, sagte Annemarie Pagel zum Schluss. 

Die beiden Schulleitungen Thomas Brand (Evangelische Schule Spandau) und Ulrike Müller (August Hermann Francke Schule) eröffneten die Veranstaltung in der großen Aula des gemeinsamen Gebäudes.
Die beiden Schulleitungen Thomas Brand (Evangelische Schule Spandau) und Ulrike Müller (August Hermann FRancke Schule) eröffneten die Veranstaltung in der großen Aula des gemeinsamen Gebäudes.

Musik im inklusiven Unterricht sehr wirkungsvoll

Dr. Angelika Thäle von der Humboldt Universität machte in ihrem Vortrag anschließend deutlich, dass die „Schule ohne Grenzen“ als Forschungsobjekt besonders interessant sei, weil es gerade im Bereich Inklusion von Kindern mit schwerer Behinderung bisher nur wenig Forschung gäbe. In ihrer wissenschaftlichen Arbeit, die im Johannesstift mindestens noch bis ins Jahr 2024 fortgeführt wird, geht es speziell um das Lernen der Kinder in den heterogenen Gruppen: Wie wird der Raum genutzt, welche Lehr-Praktiken gibt es, wie lernen die einzelnen Kinder in diesen Situationen? Bisher war Dr. Thäle, die selbst auch als Sonderschulpädagogin arbeitet, insgesamt elf Mal zu Videoaufzeichnungen von Unterrichtssituationen in der Schule. Eine große Erkenntnis, die sie daraus schon gezogen hat, ist, dass musikbezogene Lernsequenzen großes Potenzial der Gemeinsamkeit und Aufmerksamkeit für alle haben. 

Über die August Hermann Francke Schule

Die August Hermann Francke Schule ist eine staatlich anerkannte, private Ersatzschule für Kinder und Jugendliche von 6 bis 18 Jahren mit den Förderschwerpunkten geistige und körperlich-motorische Entwicklung. Sie gehört zur Johannesstift Diakonie Behindertenhilfe und befindet sich auf dem Gelände des Evangelischen Johannesstifts in Berlin-Spandau. 

Über die Evangelische Schulstiftung in der EKBO

Mehr als 10.000 Schüler*innen besuchen die 32 Schulen und 16 Horte der Evangelischen Schulstiftung in der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO) an 24 Standorten in Berlin und Brandenburg. Über 1.200 Mitarbeiter*innen sind dort beschäftigt. Damit ist die Evangelische Schulstiftung größte freie Bildungsträgerin der Region. Die Schulen in Trägerschaft der Evangelischen Schulstiftung sind offen für alle Kinder, unabhängig von ihrer ethnischen, sozialen und religiösen Herkunft.

Über die Evangelische Schule

Wir sind eine staatlich anerkannte Privatschule. Träger unserer Schule ist die Evangelische Schulstiftung. Unsere Schule besteht aus einer zweizügigen Grundschule sowie einer zweizügigen Sekundarschule. Sie befindet sich auf dem Gelände des Evangelischen Johannesstifts. Schon deshalb wird das soziale Lernen bei uns groß geschrieben. Wir arbeiten mit verschiedenen Einrichtungen aus Pflege & Wohnen, Behinderten- und Jugendhilfe der Johannesstift Diakonie zusammen.

Über die Johannesstift Diakonie

Die Johannesstift Diakonie gAG ist das größte konfessionelle Gesundheits- und Sozialunternehmen in der Region Berlin und Nordostdeutschland. Über 11.400 Mitarbeitende leisten moderne Medizin, zugewandte Betreuung und Beratung im Einklang mit den christlich-diakonischen Werten des Unternehmens. Der Träger betreibt Einrichtungen in Berlin, Brandenburg, Sachsen-Anhalt, Mecklenburg-Vorpommern, Thüringen und Niedersachsen mit einem vielfältigen Angebot in den Bereichen:

  • Krankenhäuser und ambulante Versorgungszentren
  • Pflege- und Wohneinrichtungen sowie Hospize
  • Behindertenhilfe
  • Kinder-, Jugend- und Familienhilfe
  • Arbeit, Beschäftigung und Soziales
  • Ausbildung in der Gesundheits- und Krankenpflege sowie Ergotherapie
  • Dienstleistungen für Gesundheits- und Sozialeinrichtungen