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Wie ist das Hüftgelenk aufgebaut?
Das Hüftgelenk ist – nach dem Kniegelenk – das zweitgrößte Gelenk des Menschen. Im Hüftgelenk sitzt der Kopf des Oberschenkelknochens (Femur) in der Gelenkpfanne des Hüftknochens (siehe Abbildung 1). Es stellt die Verbindung zwischen Beckengürtel und Bein dar.
Als so genanntes Kugelgelenk erlaubt das Hüftgelenk Bewegungen in drei verschiedene Richtungen. Das Bein kann nach vorne und hinten geführt, abgespreizt und herangezogen und nach innen oder außen rotiert werden.
Neben dieser großen Beweglichkeit muss das Hüftgelenk allerdings auch eine weitere Aufgabe erfüllen: Es muss die Last des Körpers auf die beiden Beine – beziehungsweise beim Gehen oder Laufen auf nur ein Bein – übertragen. Diese Aufgabe erfordert eine ausreichende Festigkeit und Belastbarkeit, die auch durch die Bänder des Hüftgelenks und eine allseitige kräftige Muskulatur unterstützt wird.
Wie kann eine Arthrose des Hüftgelenks operativ behandelt werden?
Bei einer Arthrose des Hüftgelenks kommen verschiedene operative Verfahren zum Einsatz. Je nach Schweregrad der Erkrankung kann das Gelenk dabei erhalten bleiben (Osteotomie), versteift (Arthrodese) oder durch ein künstliches Gelenk ersetzt werden. Bei einer noch nicht sehr weit fortgeschrittenen Arthrose kann statt einer offenen Operation auch ein minimalinvasiver Eingriff durchgeführt werden.
Behandlung
Eine Osteotomie am Hüftgelenk ist eine Operation, bei der Fehlstellungen an einem oder beiden Gelenkpartnern korrigiert werden. Ziel dieses Eingriffes ist es, die mechanische Beanspruchung des Hüftgelenks zu verbessern und damit das Fortschreiten der Arthrose zu verlangsamen und die Beschwerden wie Schmerzen zu verringern. Besonders häufig wird eine Osteotomie des Beckens bei Jugendlichen oder jüngeren Erwachsenen mit einer Dysplasie der Gelenkpfanne und einer Arthrose im Frühstadium durchgeführt.
Bei einer Arthrodese wird das Hüftgelenk versteift, um die Beschwerden bei einer Hüftgelenksarthrose zu lindern. Während dieser Eingriff früher noch relativ häufig durchgeführt wurde, ist dieses Verfahren in den letzten Jahrzehnten durch den Fortschritt des Gelenkersatzes (Endoprothetik) weit in den Hintergrund gedrängt worden und wird kaum noch durchgeführt.
Bei einer Arthrose des Hüftgelenks wird ein minimalinvasiver Eingriff relativ selten durchgeführt. Er kann in der Regel bei einer noch nicht zu weit fortgeschrittenen Arthrose zumindest vorübergehend die Beschwerden bessern. Bei diesem Eingriff werden durch kleine Einschnitte in der Haut dünne Instrumente in das Gelenk eingeführt (Arthroskopie), mit denen zerstörtes Knorpelgewebe entfernt und die Oberfläche des Knorpels geglättet werden kann. Gleichzeitig zur Arthroskopie wird das Gelenk gespült (Lavage) und von abgeriebenem Knorpelmaterial befreit, was vor allem bei Entzündungen eine Erleichterung bringen kann.
Weitere Verfahren, die minimalinvasiv durchgeführt werden, sind Knochenanbohrungen (Pridie-Bohrung), Abrasionsarthroplastiken oder Mikrofrakturierungen. Diese sollen die Regeneration des Knorpelgewebes unterstützen, was zu einer kurz- bis mittelfristigen Linderung der Beschwerden führen kann.
Außerdem existieren zwei Methoden, mit denen die Gelenkfläche durch eine Transplantation von körpereigenem Knorpelgewebe wiederhergestellt werden soll. Dafür werden aus einem gesunden Gelenkbereich Knorpel-Knochen-Stücke entnommen und bei einer Methode direkt in die geschädigten Knorpelflächen wie ein Mosaik wieder eingesetzt. Bei der zweiten Methode werden aus der Probe zunächst Knorpelzellen isoliert, im Labor vermehrt und anschließend wieder in die defekten Bereiche des Knorpels eingesetzt.
Gelenkersatz: Was ist ein künstliches Hüftgelenk?
Bei einer schweren, weit fortgeschrittenen Arthrose ist der Austausch des zerstörten Gelenks durch ein künstliches Gelenk (Endoprothese) notwendig. Dieser Eingriff wird vor allem bei älteren Patienten durchgeführt und soll von Schmerzen befreien und die Funktion des Hüftgelenks wieder verbessern.
Da die Haltbarkeit eines künstlichen Hüftgelenks begrenzt ist, wird es bei jüngeren Patienten häufig nur eingesetzt, wenn diese unter sehr starken Schmerzen leiden und alternativ nur eine Versteifung des Hüftgelenks in Frage kommen würde. Stattdessen wird zunächst versucht, die Beschwerden mit konservativen Behandlungsverfahren zu bessern.
Ein künstliches Hüftgelenk besteht aus einem Gelenkkopf mit einem Prothesenschaft, der im Oberschenkelknochen verankert wird, und einer künstlichen Gelenkpfanne, die am Hüftknochen befestigt wird (siehe Abbildung 2). Für die Oberflächen des Hüftgelenks, die gut aufeinander gleiten müssen, gibt es verschiedene Materialkombinationen: Metall auf Metall, Keramik auf Keramik, Metall auf Kunststoff oder Keramik auf Kunststoff.
Wenn die Arthrose nur einen Teil des Gelenks, das heißt entweder die Gelenkpfanne oder den Gelenkkopf betrifft, kann alternativ zu einer kompletten Prothese des Gelenks auch nur ein Teil durch eine Prothese ersetzt werden. Ist der Gelenkkopf nur an der Oberfläche zerstört, kann außerdem eine so genannte Kappenprothese eingesetzt werden, die innen hohl ist. Der eigentliche Gelenkkopf bleibt bei dieser Operation bestehen.
Für die Befestigung des künstlichen Hüftgelenks gibt es verschiedene Möglichkeiten: eine zementierte Implantation, eine zementfreie Implantation oder die so genannte Hybridimplantation, bei der ein Teil der Prothese zementiert wird und der andere nicht. Die Befestigung mit Knochenzement, bei der eine spezielle Kunstharzverbindung verwendet wird, die innerhalb von Minuten komplett aushärtet und die Endoprothese fest im Knochen verankert, wird vor allem bei älteren Patienten mit einer verminderten Festigkeit der Knochen eingesetzt. Bei der zementfreien Methode wird die Endoprothese in den Knochen eingepresst beziehungsweise eingeschraubt. In der Zeit nach der Operation wächst der Knochen langsam in die Prothese ein und verankert sie auf diese Weise fest. Vorteil der zementierten Prothese ist die sofortige Belastbarkeit des künstlichen Gelenks; der Vorteil der zementfreien Prothese liegt darin, dass diese leichter ausgetauscht und ersetzt werden kann.
Risiken bei einem künstlichen Hüftgelenk
Beim Einsetzen eines künstlichen Hüftgelenks bestehen allgemeine Risiken, wie Hämatome, Wundheilungsstörungen, Infektionen, Beinvenenthrombosen, Verletzungen von Gefäßen oder Nerven oder ein hoher Blutverlust mit der Notwendigkeit von Blutersatz. Außerdem kann es nach der Operation zu einer Beinlängendifferenz, Einschränkungen der Bewegung und Funktion des Gelenks, einem Bruch der Endoprothese oder seltenen anderen Komplikationen kommen.
Ein künstliches Gelenk kann zwar zwanzig Jahre oder länger funktionsfähig bleiben, hält aber nicht unendlich lange. Daher sollte vor allem bei jüngeren Patienten genau überlegt werden, ob mit der Operation noch gewartet werden soll oder nicht – mit dem Risiko, dass das Gelenk irgendwann erneut ausgetauscht werden muss. Ein Wechsel der Endoprothese kann nicht unbegrenzt oft durchgeführt werden und ist immer mit einer höheren Komplikationsrate und geringeren Erfolgsaussichten verbunden.
Was ist nach einer Hüft-OP zu beachten?
Nachdem ein künstliches Hüftgelenk eingesetzt wurde, sollte dieses sehr schnell wieder mit individuellen krankengymnastischen Übungen mobilisiert werden, um die spätere Funktion zu verbessern.
Nach dem rund zweiwöchigen Krankenhausaufenthalt kann eine ambulante oder stationäre Rehabilitationsbehandlung durchgeführt werden, bei der ein physiotherapeutisches Trainingsprogramm durchgeführt wird, um die Muskeln wieder aufzubauen und den Umgang mit dem neuen Gelenk zu üben. Eine Reha kann nachweislich Schmerzen und den Zeitraum der postoperativen Medikamenteneinnahme vermindern und langfristig die Funktion des operierten Gelenks und die Lebensqualität verbessern.
Ein künstliches Hüftgelenk sollte grundsätzlich nicht durch Sprünge, Stöße oder ein zu großes Abspreizen belastet werden. Durch diese Belastungen könnte sich die Endoprothese lockern oder ausrenken. Daher sollten Sie auf Sportarten wie Ballspiele, Tennis, alpines Skilaufen, Reiten und Leichtathletik verzichten. Andere Sportarten, wie beispielsweise Kraulschwimmen, Radfahren, Wandern oder Joggen – mit stoßgedämpften Schuhen auf weichem Boden – sind aber jederzeit erlaubt.
Übungen für das Hüftgelenk: So kommen Sie schnell wieder auf die Beine
Mit verschiedenen krankengymnastischen Übungen können Sie nach dem Einsetzen eines künstlichen Hüftgelenks die Hüft- und Oberschenkelmuskulatur wieder kräftigen und die Funktion und Lebensdauer des Hüftgelenks verbessern.
Führen Sie diese Übungen nach Möglichkeit zweimal täglich durch. Achten Sie bei allen Übungen darauf, auch in der Anspannungsphase gleichmäßig weiter zu atmen. Alle Übungen können Sie mit zunehmender Kraft durch eine Gewichtsmanschette am Bein intensivieren.
- Legen Sie sich mit gestreckten Beinen auf den Rücken. Spannen Sie die Gesäßmuskulatur an, drücken Sie die Kniekehlen auf den Boden und ziehen Sie die Zehen zu sich heran. Halten Sie diese Spannung für fünf Sekunden an und lassen Sie dann wieder locker. Wiederholen Sie diese Übung zehn Mal.
- Legen Sie sich mit gestreckten Beinen auf den Rücken. Heben Sie ein Bein im gestreckten Zustand etwa zehn Zentimeter an und ziehen Sie die Zehen zu sich heran. Halten Sie diese Spannung für drei Sekunden. Wiederholen Sie diese Übung mit beiden Beinen jeweils zehn Mal.
- Legen Sie sich auf den Rücken und winkeln Sie ein Bein um etwa 60 Grad an. Lassen Sie das andere Bein getreckt. Drücken Sie mit maximaler Kraft mit der Hand gegen das angebeugte Knie und halten Sie diese Spannung für fünf Sekunden. Wiederholen Sie diese Übung auf beiden Seiten jeweils zehn Mal.
- Legen Sie sich auf den Rücken, beugen Sie das operierte Bein maximal an. Umfassen Sie dann das Knie und ziehen Sie es zum Oberkörper heran. Wiederholen Sie diese Übung fünf Mal.
- Legen Sie sich mit gestreckten Beinen auf den Rücken. Heben Sie das operierte Bein etwa 10 Zentimeter an und spreizen Sie es dann maximal zur Seite ab und ohne Pause wieder an. Wiederholen Sie diese Übung fünf Mal.
- Legen Sie sich mit gestreckten Beinen auf den Bauch. Heben Sie ein Bein im gestrecktem Zustand so weit wie möglich vom Boden hoch. Achten Sie darauf, dass Ihr Becken dabei fest auf dem Boden liegen bleibt. Halten Sie diese Spannung für fünf Sekunden. Wiederholen Sie diese Übung auf beiden Seiten jeweils zehn Mal.
- Legen Sie sich mit gestreckten Beinen auf den Bauch. Beugen Sie beide Beine im Wechsel im Kniegelenk an und lockern Sie diese dabei. Wiederholen Sie diese Übung rhythmisch etwa 20 Mal.
- Legen Sie sich mit gestreckten Beinen auf Ihre nicht operierte Seite. Heben Sie das operierte Bein im gestreckten Zustand an und halten Sie es für fünf Sekunden. Wiederholen Sie diese Übung zehn Mal.
- Setzen Sie sich aufrecht auf einen Stuhl. Strecken Sie ein Kniegelenk und ziehen Sie die Zehen zu sich heran. Wiederholen Sie diese Übung mit beiden Beinen zehn Mal.
Referenzen
Platzer, W: Taschenatlas Anatomie, Band 1: Bewegungsapparat. Thieme, Stuttgart 2013
Appell, H.-J., Stang-Voss, C.: Funktionelle Anatomie. Springer, Heidelberg 2008
Therapieempfehlungen der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft: Degenerative Gelenkerkrankungen (Stand: 2008)
Gesundheitsberichterstattung des Bundes: Arthrose. Robert Koch-Institut, Heft 54, Juni 2013
Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie (DGOOC) und des Berufsverbands der Ärzte für Orthopädie (BVO): Koxarthrose. AWMF-Leitlinien-Register Nr. 033/001 (Stand: 11/2009)
Online-Informationen des Berufsverbands der Fachärzte für Orthopädie und Unfallchirurgie: www.bvou.net (Abruf: April 2014)
Online-Informationen der Arbeitsgemeinschaft Endoprothetik e.V.: www.ae-germany.com (Abruf April 2014)
Moos, N.: Aktives Hüftgelenkstraining. Troponwerke, Köln 1991
Deutsche Gesellschaft für Sportmedizin und Prävention: Sport bei Endoprothesenträgern. Sektion Rehabilitation und Behindertensport der DGSP, 1998.
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