Ihre Beratung bei ethischen Fragen
Unsere Ethikberatung unterstützt Ratsuchende in einer Konfliktsituation. In einem gemeinsamen Gespräch mit allen an der Behandlung beteiligten Arbeitsbereichen und Fachdisziplinen beleuchten wir die Situation in ihrer gesamten Vielfältigkeit. Ziel ist immer die bestmögliche Behandlung für unsere Patient*innen. Deshalb müssen alle relevanten Aspekte bedacht und bewertet werden. Denn nicht jede medizinisch mögliche Therapie ist für alle Patient*innen in gleichem Maße sinnvoll.
Vertrauensvolle Beratung auf professioneller Ebene
Manchmal ist der Wille einer zu behandelnden Person nicht eindeutig festzustellen, obwohl eine Patient*innenverfügung vorhanden ist. Daraus ergibt sich nicht selten eine ethisch besonders schwierige Situation.
In der Evangelischen Elisabeth Klinik bieten wir in einem solchen Fall die Möglichkeit, das Ethikkomitee anzurufen, um gemeinsam eine ethische Fallbesprechung (Ethikberatung) durchzuführen.
Die drei Säulen unserer Ethikarbeit: Bildung, Begleitung, Öffentlichkeit
Unsere Ethikberatung beruht auf einem besonderen Modell, das die drei Säulen Bildung, Begleitung und Öffentlichkeit beinhaltet.
Das bedeutet ganz konkret:
- Wir bieten eine einheitliche qualifizierte Ausbildung zum*zur Ethikberater*in.
- Die Ethikkomitees werden von externen Expert*innen begleitet.
- Wir stellen intern wie extern eine Öffentlichkeit für die Ethikarbeit in unserer Klinik her.
Ethikberatung
Immer wieder gibt es Situationen, in denen Patient*innen ihren Willen selbst nicht mehr klar artikulieren können. In solchen Fällen müssen eigens dafür autorisierte Menschen versuchen, diesen mutmaßlichen Willen herauszufinden. Die Entscheidung solcher ethischer Fragen führt fast immer zu einem Dilemma.
Bei der Beurteilung einer ethischen Fragestellung betrachten wir die konkrete pflegerische und medizinische Versorgungssituation. Dabei geben alle beteiligten Fachbereiche ihre Sicht auf den Fall wieder. Auf diese Weise wollen wir den mutmaßlichen Willen der Patient*innen möglichst objektiv ermitteln. Ein wesentlicher Aspekt der ethischen Beratung ist ihre interdisziplinäre Meinungsbildung.
Was ist das Beste für die*den Patient*in?
Bei der Entscheidungsfindung müssen verschiedene Fragen beantwortet werden: Zum einen gibt es die pflegerische und ärztliche Sicht, zum anderen soziale, seelsorgliche und juristische Aspekte. In der Besprechung weitet sich der Blick auf die Situation; sie hilft den Beteiligten, eine unter ethisch-moralischen Aspekten „gute Entscheidung“ zu treffen.
Ethikberatung ist ein Prozess – manchmal sind auch mehrere Gespräche nötig, um alle Aspekte umfassend zu beleuchten. Ziel der Beratung ist immer ein Konsens aller Beteiligten.
Empfehlungen des Ethikkomitees sind rechtlich nicht bindend, die Ethikberatung entscheidet also nicht über das weitere medizinische Vorgehen. Ethische Fallbesprechungen haben ausschließlich beratenden Charakter – die tatsächliche Entscheidung über das weitere Vorgehen liegt in anderen Händen. Das ist zum einen die medizinische Ebene mit dem behandelnden Fachpersonal, zum anderen die persönliche Ebene der Patient*innen oder stellvertretend ihrer Angehörigen bzw. gesetzlichen Vertreter*innen.
Insbesondere bei Fragen am Lebensende kommt die Ethikberatung ins Spiel. Hier ist zum Beispiel der Einsatz von lebensverlängernden Maßnahmen ein wichtiges Thema.
Häufig ist auch eine Änderung des Therapieziels Gegenstand der Beratung: Steht weiterhin die mögliche Heilung der zu behandelnden Person im Vordergrund oder ist möglicherweise eine rein palliative, also in erster Linie symptomlindernde, Behandlung sinnvoller, weil sie die Lebensqualität erhöht?
Sobald eine Anfrage für eine Fallbesprechung bei dem Ethikkomitee eingegangen ist, verständigen sich die Mitglieder*innen über das weitere Vorgehen. Zur eigentlichen Ethikberatung versammeln sich Mitglieder*innen des Ethikkomitees zeitnah auf der Station, von der die Anfrage kam. An der Fallbesprechung nehmen möglichst alle auf der Versorgungssituation beteiligten Arbeitsbereiche teil.
Die oberste ethische Maxime ist immer die Geltendmachung des Patient*innenwillens vor dem Hintergrund der medizinischen Situation. Kann ein*e Patient*in diesen nicht mehr äußern, muss der mutmaßliche Patient*innenwille erhoben werden. Dabei werden auch die Angehörigen beteiligt und Betreuungs- oder Vorsorgevollmachten sowie Patient*innenverfügungen beachtet.
Ethikkomitee
Das Ethikkomitee ist eine Organisationsform der Ethikarbeit. Gebildet wird es aus Mitarbeiter*innen möglichst vieler verschiedener Berufsgruppen und Arbeitsbereiche. Für die Arbeit des Ethikkomitees ist die Mitwirkung von Pflegenden, Ärzt*innen, des psychosozialen Netzwerkes und von Theolog*innen/Seelsorger*innen unabdingbar. Alle Mitglieder*innen sind in der Moderation ethischer Fallbesprechungen geschult und haben an der Fortbildung Ethikberatung teilgenommen.
Das Ethikkomitee bespricht in regelmäßig stattfindenden Treffen die auftauchenden ethischen Fragen der täglichen klinischen Arbeit.
Durch unterschiedliche Perspektiven der verschiedenen Arbeitsbereiche, Berufsgruppen und Hierarchien soll eine möglichst ausgewogene, fundierte Handlungsempfehlung gefunden werden.
Ethikkomittee
Das Ethikkomitee bespricht mit allen an der Behandlung Beteiligten den Fall aus ethischer Sicht. Falls erforderlich, können auch externe Expert*innen wie Jurist*innen zu der Besprechung hinzugezogen werden.
Entwicklung von Handlungsempfehlungen
Das Ethikkomitee entwickelt allgemeine Handlungsempfehlungen zu häufig wiederkehrenden ethischen Fragestellungen (Beispiele: Umgang mit Patient*innenverfügungen, künstlicher Ernährung am Lebensende).
Sensibilisierung von Mitarbeitenden zu ethischen Themen
Unabhängig von den ethischen Einzelfallbesprechung bietet das Ethikkomitee niederschwellige Schulungen und Gesprächsrunden an. Hier können die Mitarbeiter*innen allgemeine ethische Aspekte ihres Berufsalltags mit den Ethikberater*innen besprechen.
Bei allen ethischen Fragestellungen, die sich bei der Patient*innenversorgung ergeben, steht das Ethikkomitee Mitarbeitenden, Patient*innen und Angehörigen mit Gesprächsangeboten und Beratung zur Seite.
Das Ethikkomitee ist nicht zu verwechseln mit der klinischen Ethikkommission. Die klinische Ethikkommission beurteilt Forschungsvorhaben im Rahmen von Arzneimittelstudien nach strengen ethischen Kriterien.